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Jagd in Südfrankreich


Jedes Jahr werden in Frankreich bei der Jagd etwa 40 - 60 Menschen abgeschossen, davon ein Drittel Jäger. Frankreich hat in Europa die meisten angemeldeten Jäger (1981: 2,5 Mio., 1998: 1,5 Mio.); dazu kommen die nicht Lizenz zahlenden Schießer, die in amtlichen Listen nicht erfasst werden können, bei uns macht das einen guten Teil aus. Wir haben die längste Jagdsaison in der EU (Mitte Juli - Ende Februar), sowie 1-2 Monate Verlängerung durch Sondergenehmigungen gegen "Schädlinge" wie Wildschweine, Füchse und Marder & Co. In den einsamen Bergzügen der Cevennen und des Séranne-Gebirges wird ganzjährig auf alles geschossen, z.B. bei Vollmond auf wandernde Jungfüchse.

 

Schild von Jagdschutz-Reservat

Der Einschuss mit Schrot aus  
nächster Nähe in das staatliche  
Schild zeigt, was Jäger in  
Südfrankreich von Jagd-  
schutzgebieten halten.  
Junger Steinadler mit Durchschuss durch den Flügel - von einem Jäger in den Cevennen wohl aus reiner Schiesswut angeschossen.
Der Adler überlebte die Verletzung nicht.
  Angeschossener Steinadler (der Pfeil deutet auf die Wunde)Röngtenbild des Steinadlers (der Pfeil deutet auf den Durchschuss mit Schrot)
   

 

Das Jagdtierspektrum ist das reichhaltigste Europas, Amsel und Drosseln gehören dazu, Kleinvögel wie Rotkehlchen werden geschützt, nur, wo kein Kläger, kein Richter, Natürlich alles im vollen Widerspruch mit der EU-Vogelschutzrichtlinie. Anekdoten aus der Jagdsaison: ein Pferd, das als Wildschwein abgeschossen wurde, sowie ein Fahrradfahrer. Der Schütze gab zur Verteidigung an, nicht etwa auf den Mann, sondern auf die Fahrradlampe gezielt zu haben. Die reaktionäre kommunistische Partei, sowie die Kollegen von "Chasse, Peche, Nature, Tradition", verteidigen die Errungenschaften der französischen Revolution gegen die Feudaljagd und haben die Macht der Gewehrläufe.

Die Verwaltung, die Regierung kuscht, es geht um Wählerstimmen. Die Polizei hält sich raus, Großprädatoren, wie Adler, Wolf und Luchs sind geschützt und vogelfrei. Vor einigen Jahren wurde ein Ökozentrum der LPO, französischer Vogelschutzverein, im Süden zerstört von bewaffneten Maskierten. Bei Calais stürmten 2000 Jäger ein Naturschutzgebiet, vertrieben die Bewacher und hielten eine Treibjagd ab. Erst das Tränengas der Bereitschaftspolizei, die sich nach Tagen einstellte, konnte sie vertreiben.

 



Nach Branddrohungen zwischen rivalisierenden Jagdgesellschaften wurde in den 80er Jahren ein riesiges Waldgebiet südlich der Séranne durch Brandstiftung vernichtet. Versuche zur Wiederaufforstung scheiterten.
 

 

1998 starben 6 Schwarzstörche, mehrere bei uns hier im Süden, wo wir schon mal einen toten Schwarzstorch in der Mülltonne von Le Vigan gefunden hatten. Ein satellitenüberwachter Schwarzstorch wurde nach tagelangen Stop geortet: Tot in den Räumen der Jagdaufsicht. Ein sehr gemäßigter, aber lesenswerter Bericht, wurde in der Deutschen Zeitung für Feldornithologie "Limicola" (Bd. 12 Heft 5, 1998) abgedruckt.

 


Text: Christian Petty / Horizons Séranne    -    Fotos:  © Philipp Küchler


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