KNUhu - Zur Startseite Arbeitskreis nördliche Urwälder Regenwald in Kanada Download Sitemap Links Kontakt
Koordinationszentrum Natur und Umwelt Kurzinfo Aktuell Hintergrund Aktion Galerie  
 

                                     
 

Nuxalk Nation -
Kultur statt Kettensägen

Ein Volk wehrt sich gegen den Raubbau auf seinem Land

 


Der große Küsten-Regenwald

Der Lachs

Wem gehört das Land?

Widerstand gegen den Raubbau

Identitätsverlust und Rückbesinnung

House of Smayusta
 


In Gedenken an Chief Qwatsinas

Hereditary Chief Qwatsinas (Edward Moody) ist international für seinen Einsatz für den Great Bear Rainforest und indianische Landrechte bekannt. Zwischen 1996 und 2002 reiste er mehrfach auch durch Deutschland mit der Initiative 2000plus, Urgewald und der Totempfahl-Tour von Greanpeace.

Er war ein Visionär, der den Einsatz der Nuxalk für Landrechte und Erhalt der Natur in ihrem Stammesgebiet international bekannt machte. Dabei dachte er stets über die Anliegen die Nuxalk hinaus und vernetzte sich mit indigenen Gruppen weltweit.

Im Sommer 2010 verließ ihn unerwartet seine Kraft; am 31. August 2010 starb er nach kurzer schwerer Krebserkrankung in Bella Coola.

We must protect the forests for our children, grandchildren and children yet to be born. We must protect the forests for those who can't speak for themselves such as the birds, animals, fish and trees.

Qwatsinas - (Hereditary Chief Edward Moody), Nuxalk Nation

 

Urgewald ruft anlässlich Qwatsinas Tod zu Spenden für ein Wiederbesiedelung- Projeks der Nuxalk auf, dass Chief Qwatsinas am Herzen lag:
Bitte sehen Sie dazu in den
Nachruf mit Projektbeschreibung (PDF).

Auf der Nuxalk Smayusta Website (nuxalk.net) gibt es weitere Informationen zu Qwatsians in englisch.

 

Qwatsinas
Chief Qwatsinas
(Foto: K. Wonders, 2009)
 


Der Große Küstenregenwald

Seit mehr als 8000 Jahren ist der Große Küstenregenwald Heimat der Nuxalk und fünf weiterer indianischer Völker. 10 Autostunden nördlich von Vancouver bedecken die Wälder, Flüsse und Bergwiesen des letzten großen Küstenregenwaldgebiets in Kanada eine Fläche von einer Million Hektar (das ist ungefähr 1/3 der Schweiz). NOCH ist dieses Gebiet an der kanadischen Westküste straßenfrei, doch auch hier bedrohen Raubbau und Kahlschlag die Jahrtausende alten Urwälder, deren auffälligste Bestandteile über 1500 Jahre alte Riesenlebensbäume, Sitkafichten und Hemlocktannen sind. Kristallklare Bergbäche, Gezeitenzone und smaragdgrüne Wasser der Fjorde bieten gemeinsam mit den Urwäldern einer Vielzahl von bedrohten Tier- und Pflanzenarten letzte Rückzugsmöglichkeiten.


Der Lachs

Der Lachs ist im Großen Küstenregenwald eines der Hauptnahrungsmittel der Nuxalk. Jedes Jahr wird er in Räucherhäusern lagerfertig gemacht. Doch industrielle Überfischung und Kahlschlag der Urwälder - überwiegend zur Herstellung von Zellstoff und Papier - bedrohen auch in dieser abgelegenen Region die Lachsbestände: Weicht der schattige Urwald dem Kahlschlag, sind extreme Temperaturschwankungen und versandete Flüsse immer wieder zu beobachtende Folgen, die auch die Fortpflanzung der Lachse gefährden. Und das ist auch für Grizzlies, Schwarzbären, Bergpumas, Weißkopfseeadler und viele andere Tierarten eine bedrohliche Entwicklung, denn Lachse sind auch für sie ein unersetzlicher Bestandteil ihrer Nahrungskette.

Über 8000 Jahre lang nahmen die Nuxalk aus den Flüssen, Fjorden und Wäldern, was sie zum Leben brauchten, ohne dabei die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen zu gefährden. Die Stammesältesten gaben Wissen und Geschichten weiter und wiesen immer wieder auf die große Verantwortung hin, die Wälder und Fischbestände für zukünftige Generationen zu bewahren.

Karte: Nuxalk Territorium


Wem gehört das Land?

Im Frühjahr 1996 vergab die Provinzregierung Einschlaglizenzen über nahezu das gesamte Gebiet der Nuxalk. ABER: Nur winzige Gebiete des heutigen Britisch-Kolumbien wurden im Zuge der Kolonialisierung an die kanadische Regierung abgetreten. Selbst nach der derzeit gültigen kanadischen Gesetzgebung sind die indianischen Völker solange im Besitz ihres traditionellen Landes, wie keine Landabtretungsverträge mit der kanadischen Regierung abgeschlossen werden.

Trotz der eindeutigen Rechtslage sind den indigenen Völkern in Britisch-Kolumbien nur 0,4% der Landesfläche in kleinen Reservaten geblieben. Auf den übrigen 99,6% müssen sie seit Jahrzehnten zusehen, wie multinationale Holzkonzerne Urwälder kahlschlagen und nicht nur die Lebensgrundlage der indianischen Völker, sondern auch die Basis für eine langfristige, regionale Holzverarbeitung verloren geht.

 


Widerstand gegen den Raubbau 1:
Wald

1994 forderten die Nuxalk Interfor (den Konzern mit der Mehrheit der Einschlaglizenzen auf Nuxalk-Land) auf, den Raubbau einzustellen. Der Kahlschlag ging weiter. Seit 1995 haben sich die Nuxalk zur Verstärkung ihres Widerstandes entschlossen. Im Ista-Tal auf King Island protestierten sie gemeinsam mit dem Forest Action Network (FAN) gegen den Bau einer Forststraße. Das Tal ist von zentraler Bedeutung in der Mythologie der Nuxalk und war noch unerschlossen. Die friedliche Blockade wurde nach 22 Tagen von der Polizei aufgelöst und die traditionelle Stammesleitung sowie Aktivisten der Umweltorganisation verhaftet.

Weitere Blockaden gegen die Abholzung gab es auch in den Folgejahren. Internationale Proteste und der Widerstand von Nuxalk und dem Forest Action Network (FAN) vor Ort konnten die Zerstörung in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamen.

Chiefs und Elders (Häuptlinge und Stammesälteste) der Nuxalk Nation stellten sich mehrfach den Bulldozern entgegen, um die Abholzung der Regen-Urwälder zu verhindern.
 

Foto: Nuxalk Blockade in Ista

Hier verteidigen die Nuxalk "Ista",
ein heiliges Urwaldtal auf King
Island und Schauplatz der Entstehungsgeschichte der Nuxalk.

Inzwischen hat der Holzkonzern INTERFOR hier Großkahlschläge angelegt.
 



Der große Küsten-Regenwald

Der Lachs

Wem gehört das Land?

Widerstand gegen den Raubbau

Identitätsverlust und Rückbesinnung

House of Smayusta




 

Widerstand gegen den Raubbau 2:
Gestein

Gegen Hafenbau und Gesteinabbaupläne im Bella Coola Valley formierte sich bei den Nuxalk massiver Widerstand, seit im Frühjahr 2000 das ganze Ausmaß des Projektes erkennbar wurde. Investoren wollten einen Tiefseehafen im Bella Coola Fjord bauen (ein Pier für große Frachtschiffe) in Verknüpfung mit folgender Rohstoffgewinnung für Märkte in den Ballungszentren der USA (besonders Kalifornien / Los Angeles)

  • Granittagebau nahe an Bella Coola und Hafen zur Verschiffung nach Kalifornien/USA/etc.
  • Trinkwasserabfüllung von Bergbächen nahe Bella Coola zur Verschiffung nach Kalifornien/USA/etc.
  • Kiesabbau 30 km talaufwärts in großen Mengen und mit entsprechendem LKW-Verkehr durch die Nuxalk-Siedlungen von Bella Coola und Four Miles zur Verschiffung nach Kalifornien/USA/etc.

Die Investoren versprachen für die ersten 3 Projekte 30 Dauer-Arbeitsplätze (hauptsächlich LKW-Fahrer).
Bisher nicht offiziell bekannt gegeben sind die weiteren Erschließungen, die dem Hafenbau folgen würden:

  • Weitergehende Gesteins, Kies- und Wassergewinnung mit starkem Lastverkehr durch das Bella Coola Valley.
    Indizien hierfür: der Hafen ist mit den geplanten Aktivitäten bei weitem nicht ausgelastet; die Rohstoffe werden in den leicht per Schiff erreichbaren Ballungszentren Kaliforniens immer stärker nachgefragt.
  • Goldgewinnung im Bella Coola Valley und Tweedsmuir National Park mit starker Wasserverschmutzung und Landschaftszerstörung.
    Indizien hierfür: "Polaris Minerals", der Finanzierer des Hafens ist sonst im Goldgeschäft tätig; Goldadern sind im Gebiet reichlich vorhanden.
  • Bau einer Teerstraße durch den Tweedsmuir Park zum einfachen Abtransport von Holz der subborealen Wälder der westlichen Chilcotins, die bisher teuer über viele hundert Kilometer Straße nach Osten transportiert werden müssen. Beschleunigte Zerstörung dieser langsam wüchsigen Wälder wäre die Folge.
    Indizien hierfür: die Straßenplanungen existieren schon seit längerem; nur fehlte bisher der wirtschaftliche Anreiz.

Alles in allem wäre ein Tiefseehafen der Motor zur Umwandlung des bisher ziemlich urtümlichen Bella Coola Tales in einen industriellen Korridor voller Verkehr, Umweltverschmutzung und Raubbau.

Wie das aussieht, kann weiter nördlich im topografisch ähnlich gelegenen Kitimaat besichtigt werden, dessen Hafen durch Straße und Eisenbahn erreicht wird. Kitimaat, der Hauptort der Haisla-Indianer, ist nach dem Bau einer Aluminium-Schmelze am Hafen zu einem giftigen Industrieort mit Waldsterben an den Talflanken geworden, in dem Industriearbeitsplätze in keiner Form den Verlust an Lebensqualität wettmachen können.

Im Frühjahr 2002 hat sich Polaris Minerals aufgrund des Widerstands der Nuxalk gegen Hafenprojekt und Gesteinsabbau aus den Projekten zurückgezogen. Die Firma NoCents Holding suchte nach anderen Geldgebern. Im Herbst 2003 tauchte "No Cents" mit den Großprojekten wieder in Bella Coola auf und versuchte den Band Council, wie auch die traditionellen Häuptlinge der Nuxalk Nation in Einzelgesprächen mit einer Mischung aus Angeboten und Drohungen zur Zustimmung zu bewegen.
Das Projekt ist immer noch nicht vom Tisch...

 

Widerstand gegen den Raubbau 3:
Lachs-Aquakulturen

Bitte hierzu die Meldungen auf den Kanada-Nachrichtenseiten lesen,
sowie die Hintergründe unter "Fischfarmen: neue Bedrohung für Kanadas West Coast".

 

 

Fotos von Jutta Kill und House of Smayusta:
Links: Blockade eines Lasters mit Zuchtlachsen in Bella Coola durch die Nuxalk am 11.12.2002
Mitte und rechts: Demonstration der Nuxalk an der Baustelle einer Junglachsaufzuchtstation in Ocean Falls, mit der die geplanten Fischfarmen im Great Bear Rainforest beliefert werden sollen.




Der große Küsten-Regenwald

Der Lachs

Wem gehört das Land?

Widerstand gegen den Raubbau

Identitätsverlust und Rückbesinnung

House of Smayusta
   


Identitätsverlust und Rückbesinnung

Kunst und Kultur der Nordwestküstenindianer gehören zu den vielfältigsten weltweit. Die enge Verbundenheit mit dem Land zeigt sich u.a. in der zentralen Rolle, die Lachs, Rabe und Zeder in der Mythologie und Kunst der Nuxalk einnehmen.

In Folge der eurokanadischen Kolonialisierung wurde die Zahl der Nuxalk von ca. 30.000 auf heute 2.500 dezimiert. Die Kinder zwang man bis Mitte der 60er Jahre in Missionsschulen, in denen indianische Kultur und Sprache verboten waren. Außerdem wurden zahlreiche Gesetze erlassen, die die Ausübung indianischer Zeremonien untersagten. Der Verlust der eigenen Identität und der indianischen Lebensweise und Sprache haben zahlreiche soziale Probleme in den indianischen Gemeinden zu Folge gehabt.

Doch eine völlige Entwurzelung konnten die Nuxalk verhindern. Seit ca. 15 Jahren wird in der Reservatsschule wieder Sprachunterricht erteilt, werden traditionelle Tänze und Zeremonien gelebt und 1995 wurde an den heiligen Quellen der Nuxalk ein Langhaus errichtet. Damit soll auch der Besitzanspruch der Nuxalk auf dieses Gebiet unterstrichen werden.

Ab 2002 ist der gemeinsame Bau eines großen traditionellen Langhauses geplant. Die Stammesältesten haben bereits vor längerer Zeit einen besonders geeigneten Platz dafür ausgewählt. Die gemeinsame Bau des Hauses wird die Gemeinschaft der Nuxalk stärken. Noch fehlt es an Finanzen für den Bau - Spenden sind sehr willkommen!


House of Smayusta

Die Initiativen und Entscheidungen für diese Projekte gehen vom "House of Smayusta", dem politischen und spirituellen Zentrum der traditionellen Regierung der Nuxalk aus.

Doch auch in Bella Coola stehen sich zwei Verwaltungen gegenüber, denn die kanadische Regierung setzte im Zuge der Kolonialisierung in allen indianischen Reservaten sogenannte "Band Councils" ein, um die traditionellen Regierungssysteme zu verdrängen. "Demokratische" Wahlen und zentralistische Verteilung von zugewiesenen Geldern wurden dem Konsensprinzip und der Aufgabenteilung in der vom Ältestenrat ernannten Stammesleitung entgegengestellt.

Projekte wie der Wiederaufbau alter Wohnstätten, archäologische Untersuchungen in bedrohten Gebieten, Unterricht in der eigenen Sprache oder die Koordination mit Unterstützergruppen in Europa können die Nuxalk nur mit finanzieller Unterstützung umsetzen. Denn offizielle Fördermittel der kanadischen Regierung stehen dem House of Smayusta für diese Projekte nicht zur Verfügung.
-> Information zu Geldspenden

 

Text:  ArbeitsKreis nördliche Urwälder (AKU)    -    Fotos:  © Forest Action Network, Nuxalk Nation, Jutta Kill

ZURÜCK HOME MAP START WEITER