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Vegetation des Ranquas

Bewertung
Geobotanik
Vegetationstypen

Pyramidenorchis - Anacamptis pyramidalis - Foto: Sabine Jelinek

Riemenzunge - Himantoglossum hircinum

Bienenragwurz  - Ophrys apifera - Foto: Sabine Jelinek

Beispiele für bedeutende Vorkommen von Orchideen auf dem Ranquas:
- Pyramidenorchis
- Riemenzunge
- Bienen-Ragwurz

 


Zusammenfassende Bewertung der Vegetation des Ranquas

Das Ranquas weist eine große Zahl verschiedener Vegetationstypen auf, die im Wechsel zwischen oft extremen Klima und Bodenbedingungen mitmenschlichen Aktivitäten entstanden sind. Der heutige Zustand ist ein Mosaik aus weit vorangeschrittenen Regenerationsstadien (Wälder), noch gut erhaltenen Weideflächen (niedere Garriguen, Rasen mit steppenartigem Charakter) und weitgehend unbeeinflussten Flächen mit hoher Garrigue in der Umgebung.

Die etwa 360 Arten verschiedener Farn und Blütenpflanzen, die im Untersuchungsgebiet vorkommen, weisen auf diese große Vielfalt hin. Das Ranquas ist Lebensraum von charakteristischen Arten der trockenen Hochplateaus und der Garriguen sowie auch der Wälder. Die Gorges de la Vis, die sehr unberührt sind, haben wiederum ihre eigene Flora mit zum Teil seltenen und stark spezialisierten Arten. Ein großer Wert ergibt sich aus den besonderen geobotanischen Verhältnissen, die das Gebiet auch wissenschaftlich interessant machen. Nicht zuletzt aufgrund der geographischen Verhältnisse kommen hier verschiedenen Geoelemente zusammen: Am Ranquas sind mediterrane, submediterrane und deutlich montane Arten nebeneinander zu finden.

Die pflanzengeographische Grenzlage zeigt sich auch daran, dass einige Arten hier eine regionale Verbreitungsgrenze erreichen. So strahlt z. B. die Acanthusblättrige Silberdistel, eine typische Pflanze der Causses du Larzac, bis in die submediterranen Plateaubereiche des Ranquas ein. Eine seltene Art ist der gelbe Lauch; einige Orchideenarten haben im Gebiet bedeutende Populationen (Pyramidenorchis, Wanzen-Knabenkraut). Durch Regenerationsvorgänge (natürliche Sukzession) ist ein Zustand erreicht, in dem die Vegetation das Gelände bereits wirksam vor Erosion schützt. Dieser Zustand sollte durch eine sorgfältig geplante Nutzung erhalten bleiben.

 

                                   

Iris lutescens

Mediterran:
Gelbliche Schwertlilie
Iris lutescens

 

 

Sorbus torminalis

Submediterran:
Elsbeere -
Sorbus torminalis

 

 

Hepatica nobilis

Montan:
Leberblümchen -
Hepatica nobilis

 


Geobotanische Einordnung des Gebiets

Das Ranquas liegt im mediterran-montanen Klimabereich (climat mediterraneo-montagnard). Aufgrund der unterschiedlichen Höhenlage und der stark gegliederten Landschaft sind Standorte mit unterschiedlicher Exposition und somit unterschiedlichem Mikroklima vorhanden.

Das Gebiet lässt sich in zwei Vegetationsstufen einteilen und besitzt einen stärker mediterran beeinflussten Teil, der zur Oberen Mediterranstufe (Étage mediterraneen supérieur) gehört, und einen submediterranen Teil, der zur Submediterranen Stufe (Étage submediterraneen) zu rechnen ist.

Das Gebiet der "Etage mediterraneen superiéur" nimmt die Hänge zur Natges einschließlich der höchsten Erhebungen des Ranquas (603 m NN) ein und reicht nach Norden bis zu den Farmgebäuden "Le Ranquas". Die steilen Hänge zur Rau du Saut du Loup und der Abfall zur Vis bei Madières gehören ebenfalls zu dieser. Die Vegetation gehört zu einer Serie (Carte de la Vegetation de la France, 1973), in der Stein- und Flaumeiche (Quercus ilex und Qu. pubescens) zusammen auftreten (Serie mixte du Chene vert et du Chene pubescent mediterraneen). Die Steineiche herrscht vor allem dort vor, wo zusammenhängende Kalkfelsbereiche auftreten. Die Flaumeiche ist eher an Stellen mit tiefgründigeren Böden (sols plus frais) vorhanden.

Die Klimabedingungen sind noch immer mediterran, doch sind die Niederschlagsmengen etwas höher und die Temperaturen etwas rauher als im eu-mediterranen Steineichengebiet (Serie Eumediterraneenne du Chene vert). Die Steinlinde (Phillyrea latifolia - Phillyrea media, die in der Carte de la Vegetation erwähnt ist, wird hier als Form von P. latifolia (gemäß Flora Europaea) und nicht als eigene Art aufgefasst) wächst am Ranquas nur in der Etage mediterraneen superieur zu stattlichen Exemplaren heran; der Erdbeerbaum (Arbutus unedo) und die Stechwinde (Smilax aspera) kommen im Untersuchungsgebiet nur hier vor. In der Schlucht der Vis nahe Madière wächst aufgrund des dort sehr wärmebegünstigten Mikroklimas der Immergrüne Schneeball (Viburnum tinus), der hier als thermophile Art der eumediterranen Steineichenwälder eindringt.

Die westlichen Flächen des Ranquas und das Plateau, das südlich an die Vis-Schlucht angrenzt, gehören zur Submediterranen Stufe (Etage submediterraneen). Es ist das Gebiet der unteren Serie der submediterranen Flaumeichenwälder (Serie submediterraneen du Chene pubescent. Sous-serie Interieure; Carte de la Vegetation de la France, 1973), in der die Steineiche keine Rolle mehr spielt. An Gehölzen treten die Weichselkirsche (Prunus mahaleb) und die Elsbeere (Sorbus torminalis) hinzu. In den Heiden (landes) dominieren Polei-Gamander (Teucrium polium subsp. polium) und Nizza-Wolfsmilch (Euphorbia nicaeensis), die als charakteristische Arten für diese Serie gelten.

Neben den submediterranen Arten ist bereits ein starker montaner Einfluss festzustellen. Besonders an schattigen Stellen mit tiefgründigem Boden treten einige charakteristische Arten der Buchenwälder der montanen Stufe (Etage montagnard, Serie du Hetre) auf. Es sind das Dreilappige Leberblümchen (Hepatica nobilis), das Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra), das Wald-Bingelkraut (Mercuralis perennis) und das Einblütige Perlgras (Melica uniflora).

 

                                   
 


Die aktuellen Vegetationstypen des Ranquas

Die Vegetation des Mediterrangebietes ist seit Jahrtausenden stark vom Menschen beeinflusst worden, was zum fast vollständigen Verlust der ursprünglichen Waldvegetation führte. Die heutige Vegetation besteht aus einer Vielzahl verschiedener Degenerations- und Regenerationsstadien (Walter, 1968).

Degenerierend wirken Abholzung, Brand oder Beweidung, die in der Regel durch Erosion des Bodens verstärkt werden. Bleiben weitere Eingriffe aus, entstehen aus den unterschiedlichen Degenerationsstadien durch natürliche Sukzession sogenannte Regenerationsstadien.

Der gegenwärtige Schwerpunkt der Vegetationsentwicklung im Untersuchungsgebiet liegt bei Regenerationsvorgängen. Konkret findet die Ausbreitung von Gebüschen des Buchsbaumes (Buxus sempervirens) und das Aufwachsen sekundärer Flaumeichenwälder statt.

Aus der folgenden Übersicht sind die unterschiedlichen Stadien, die auf dem Ranquas vorkommen, zu entnehmen:

A. Wälder und Baumgruppen (Bois et arbres epars)

  • Submediterraner Flaumeichenwald. Mehr oder weniger geschlossene Bestände der Flaumeiche (Quercus pubescens) sind im Untersuchungsgebiet fast ausschließlich sekundären Ursprungs. Als Relikte einer früher wesentlich ausgedehnteren Weidewirtschaft sind in den Wäldern überwachsene Lesesteinhaufen oder alte Schattenbäume zu finden. Charakteristische Arten in der Krautschicht sind die Rankende und die Breitblätterige Platterbse (Lathyrus aphaca und L. latifolia).
  • Mischbestände aus Flaumeiche (Quercus pubescens), Steineiche (Quercus ilex) und Steinlinde (Phillyrea latifolia) im mediterranen Bereich. Sie besiedeln exponierte, felsige Standorte. Entsprechend der kleinräumig wechselnden Gründigkeit des Bodens sind diese Wälder sehr heterogen aufgebaut. Sie sind möglicherweise ursprünglich oder nur durch Holznutzung in ihrer Zusammensetzung verändert.

B. Hohe Garriguen (Garrigues hautes)

  • Buchsbaumgebüsche im mediterranen und im submediter-ranen Bereich. Sie sind etwa 2 Meter hoch und von unterschiedlicher Dichte (Deckung des Buchsbaums > 50 %) und entstehen durch natürliche Sukzession auf ehemaligen Weideflächen. Die Bestände sind meist artenarm. Entsprechend ihrer Entstehung gibt es Übergänge zu den niederen Garriguen und Heiden (C).
  • Buchsbaum-Felsenbirnen-Gebüsch an den Steilflächen der Gorges de la Vis. Stellenweise kommen Kornelkirsche (Cornus mas) und Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum) vor. Das Gebüsch ist wohl natürlichen Ursprungs. In den höhergelegenen Teilen der Georges ist das Buchsbaum-Felsenbirnen-Gebüsch mit verschiedenen Rasen kleinräumig verzahnt.
  • Artenreiche Buchsbaum-Gebüsche auf felsigen Standorten (chaos dolomitiques) im mediterranen Teil. Am Rand kompakterer Felsen treten in diesem Gebüsch Bestände von Gelbem Jasmin (Jasminum fruticans) und Honigduftendem Rutenstrauch (Osyris alba) auf. Es gibt Übergänge zu den Flaumeichen-Steineichen-Steinlinden-Wäldern.

C. Niedere Garriguen und Heiden (Garrigues basses et landes)

  • Thymian-Heiden (Thymus vulgaris) mit einzelnen Exemplaren des Buchsbaums (Deckung von Buxus sempervirens unter 50%). Diese Heiden wachsen in der Etage mediterraneen superieur. Sie sind Lebensraum zahlreicher mediterraner Arten wie der Gelblichen Schwertlilie (Iris lutescens), des Grasblättrigen Hahnenfußes (Ranunculus gramineus). des Zapfenkopfes (Leuzea conifera), der Strauchwinde (Convolvulus cantabrica) und des Breitblättrigen Lavendels (Lavandula latifolia).
  • Backenklee-Heiden (Dorycnium pentaphyllum). Der Thymian (Thymus vulgaris) tritt hier etwas zurück; reichlich kommen die Nizza-Wolfsmilch (Euphorbia nicaeensis), die Ockergelbe Fetthenne (Sedum ochroleucum Chaix = S. anopetalum DC.) und einjährige Arten wie das Begrannte Hasenohr (Bupleurum baldense subsp. baldense) vor. Diese Heide kommt im mediterranen Bereich an Standorten vor, die weniger nach Süden exponiert sind.
  • Polei-Gamander (Teucrium polium)-SiIberhülsen (Argyrolobium zanonii)-Heiden im submediterranen Plateau-Bereich. Es sind einzelne Exemplare des Buchsbaums vorhanden. Je stärker die Flächen degradiert sind, desto häufiger ist der Affodill (Asphodelus cerasiferus). Hier finden sich die größten Bestände der Binsenblättrigen Narzissen (Narcissus juncifolius). Die ökologischen Bedingungen sind denen der Hochflächen des Larzac schon recht ähnlich.

D. Rasen (Pelouses)

  • Halbtrockenrasen mit vorherrschender Aufrechter Trespe (Bromus erectus). Sie kommen auf Standorten mit tiefgründigen, lehmigen Böden vor.
  • Halbtrockenrasen mit hohem Anteil an Schwingel (Festuca ovina agg.). Die Standorte sind trockener und steiniger als bei dem vorgehend beschriebenen Stadium. Je geringer die Weideintensität ist, desto häufiger werden Zwergsträucher wie Backenklee und Thymian. Dieser Halbtrockenrasen kommt im nordwestlichen submediterranen Plateau-Bereich des Ranquas vor; dort sind die Standorte durch Ablesen von Steinen verbessert worden. Eine typische Pflanze, die am Ranquas nur in diesem Halbtrockenrasen vorkommt, ist die Acanthusblättrige Silberdistel (Carlina acanthifolia).
  • Trockenrasen auf Felsgrus und extrem flachgründigen Böden mit der Wegerichblättrigen Grasnelke (Armeria alliacea), dem Mittelmeer-Nadelröschen (Fumana ericoides), dem Brillenschötchen (Biscutella laevigata) und dem rauhen Sonnenröschen (Helianthemum hirtum). Die Vegetation bedeckt die Flächen nur teilweise. Strauchflechten sind häufig. Dieser Trockenrasen kommt an geeigneten Stellen kleinräumig im gesamten Untersuchungsgebiet vor.
  • Rasen der Verzweigten Zwenke (Brachypodium retusum). Findet sich als starkes Degenerationsstadium im mediterranen Bereich.

E. Felsvegetation (Vegetation des rochers)

  • Felsbewohnende Vegetation, die im Gebiet exponierte Stellen an den Gorges de la Vis besiedelt. Typische Arten sind Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata) und Dorniges Steinkraut (Alyssum spinosum).
  • Vegetation der Kalk-Schutthalden. Charakteristische Arten sind die Rote Spornblume (Centranthus ruber) und Schild-Ampfer (Rumex scutatus). Kleinflächig im Bereich der Gorges de la Vis.
  • Vegetation der offenen Felsenmeere (chaos dolomitiques). Sie wird aus einigen spezialisierten Arten gebildet, die zum Teil in großen Abständen auf den Felsen wachsen. Es sind der Milzfarn (Ceterach officinarum). das Niederliegende Leinkraut (Linaria supina) und die Mauer-Valantie (Vallantia muralis).

 

Text:  Thomas Borsch    -    Fotos:  © Sabine Jelinek, Philipp Küchler


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