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Geschichte des Naturschutzprojektes

       

Symboltier Steinadler

Steinadler-Paar in der Garrigue

     


Bericht von Christian Petty

Naturschutz in der Garrigue

Angezogen durch den Artenreichtum der noch weitgehend intakten Natur, versuchen wir seit 1981 mit engagierten französischen Umweltschützern im Rahmen einer Steinadlergruppe Biotop- und Flächenschutz in den hiesigen Lebensräumen und Jagdgebieten dieser Greife zu betreiben. Konkret beinhaltet diese Arbeit Gründung von Naturschutzgebieten und ihre Pflege durch angepasste Land- und Waldbaumethoden und sie geht bis hin zur Unterstützung von Wanderschafsherden.

Doch in einer Hochburg der Jäger und ihrer Interessensverbände, ist sie von vielen Rückschlägen begleitet. Die Erfolge unseres engagierten Projektes, den Mut zum Weitermachen verdanken wir zum sehr großen Teil den Unterstützern aus dem europäischen Ausland, mit deren finanzieller oder arbeitsmäßiger Hilfe viel realisiert werden konnte, was dazu beiträgt, die Lebensräume der Garrigue, des Eichen-Elsbeerenwaldes des Ranquas und die extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften zu erhalten. Die intensiven Landnutzungstechniken, Objekt europäischer Förderung, drängen diese Landschaften mehr und mehr in den Hintergrund und entziehen Tier- und Pflanzenwelt ihre Lebensgrundlage.

Der Steinadler dient uns als Symboltier: zusammen mit dem hier ausgestorbenen Wolf und Luchs steht er an der Spitze der Nahrungspyramide; in unserem Gebiet weist er eine kleine, aber heute beachtliche Population von 12 Paaren auf, die es zu erhalten gilt; Anzeichen eines noch intakten Lebensraumes. Der Steinadler, gern benutzt als Symbol der Stärke und Macht wird so auch zum Indikator der Zerbrechlichkeit der Natur. Seinen menschlichen Benutzern müssen wir den Wert dieses Gebietes vermitteln, um ihn erhalten zu können.

Aufgeteilt wird der um das Sérannegebirge liegende Aktionsbereich des Naturschutzprojektes in die Steinadlerjagdgebiete, die sich auf 100-150 Quadratkilometer belaufen. Auf den über 500 Meter hoch gelegenen Kalkstein-Plateaus, den "Causses" wird noch Schafszucht im nennenswerten Umfang betrieben. Diese Causses werden von steilen Flussschluchten zerschnitten. Während die Südlage und die flachen Gebiete der Ebene zum Mittelmeer hin klimatisch stark mediterran orientiert sind, (heiße Sommer, milde Winter), sind die Causses und Cevennen montan, Hitze/Trockenheit im Sommer, Schnee und große Kälte im Winter. Daraus folgen im Sommer Wassermangel und Brandgefahr; im Winterhalbjahr Überschwemmungen, Frost und Nassschnee - was den Pflegeaufwand ungemein erhöht.

 

       

           

 

                       

Reserve de Chasse Approuvé - derzeitiger Schutzstatus des Ranquas

An die 100 Jagdschutz-Schilder mussten rund um das Gebiet angebracht werden, um den Schutzstatus rechtlich wirksam zu machen.

     

Schutzgebiet Ranquas

Das Naturschutzgebiet Rieutord fiel 1996 politischen Interessenspielen zum Opfer. So bleibt das "Ranquas" im Sérannegebirge über, das mit internationaler Hilfe vieler solidarischer Einzelpersonen, Gruppen und Paten zum Modellprojekt ausgebaut werden konnte. Das 193 Hektar große Schutzgebiet, dessen Jagdschutzgebiet mit totalem Jagdverbot (eine absolute Rarität hier!) durch einen weiteren Grundbesitzer 230 Hektar umfasst, wurde 1993 gekauft, nachdem es 5 Jahre unter Pacht unterhalten war.

Das Ranquas weist eine große Zahl verschiedener Vegetationstypen auf, die im Wechsel zwischen oft extremen Klima- und Bodenbedingungen und menschlichen Aktivitäten entstanden sind. Der heutige Zustand ist ein Mosaik aus weit vorangeschrittenen Regenerationsstadien (Wälder), noch gut erhaltenen Weideflächen (niedrige Garriguen, Rasen mit steppenartigem Charakter) und weitgehend unbeeinflussten Flächen mit hoher Garrigue in der Umgebung.

Die etwa 360 Arten verschiedener Farn und Blütenpflanzen, die im Untersuchungsgebiet vorkommen, weisen auf diese große Vielfalt hin. Das Ranquas ist Lebensraum von charakteristischen Arten der trockenen Hochplateaus und der Garrigue, sowie auch der Wälder. Die wildromantischen Gorges de la Vis, haben wiederum ihre eigene Flora - mit zum Teil seltenen und stark spezialisierten Arten. Die geobotanischen Verhältnisse sind wissenschaftlich sehr interessant. Nicht zuletzt aufgrund der geographischen Verhältnisse kommen hier verschiedenen Geoelemente zusammen: Am Ranquas sind mediterrane, submediterrane und deutlich montane Arten nebeneinander zu finden.

Zahlreiche Biotopkartierungen laufen bzw. liefen für eine Antrag auf Ausweisung als Naturschutzgebiet. So wurden im besonderen Flora, Vögel, Säuger, Heuschrecken, Schmetterlinge, Amphibien und Reptilien kartiert; also in ihrem Vorkommen und Verteilung im Gebiet festgehalten.

 

       

Baumschule/Pflanzgarten auf dem Ranquas

Nach dem Bau eines Pflanzgartens war die Vermehrung und Aufzucht auf dem Ranquas selten gewordener Baumarten mit im Gebiet geernteten Saatgut möglich.

     

 

Pflege und Entwicklung des Schutzgebietes

Die Zielsetzung, sowohl das Steinadlerpaar zu erhalten, wie auch den Flaumeichen-Elsbeerenwald (Quercetum pubescenti-petraeae) wiederherzustellen, erfordert einen Pflegeplan mit einer "relativ" langen Laufzeit, braucht doch der Wald etwa 400 Jahre, um sich zu regenerieren, von denen wir erst knapp 60 Jahre hinter uns haben! Um erneuter Abholzung und dem Vorverkaufsrecht der Landwirtschaftskammer zu entgehen, muss das Problem des Eigentums von einzelnen "natürlichen" Personen bewältigt werden. Deswegen gründen wir gerade eine "Société civile-groupement foncier rural", die das Eigentum des Schutzgebietes Ranquas übernimmt und langfristig den Schutz garantieren soll. Die eigentliche Arbeit wird vom Verein "Horizons Séranne" organisiert. Mit der Fertigstellung der Naturschutzakte mit Pflegeplan könnte das Gebiet in einen Naturschutzfond übergeben werden.

Freiwillige aus ganz Europa machten das Ranquas zum Treffpunkt vieler engagierer Menschen. Sie halfen mit, Teiche anzulegen, den naturnahen Waldbau beim Wiederaufbau des übernutzten Flaumeichen-Elsbeerenwaldes voranzutreiben und bauten die Infrastruktur für eine extensive Pflegeschafherde mit auf. So entstand auch ein wildschweinsicherer Pflanzgarten, wo die kleinen Bäume, Elsbeere, Speierling, Linde, Wildapfel und Wildbirne, wie Eibe aufgezogen werden. Hier darf auch das projekteigene Rückepferd "Bento" nicht rein.

Das Steinadlerpaar ist u.a. mit einem Kunsthorst ausgestattet worden und dankt durch die beste Reproduktion der von uns beobachteten Paare. Eine für Habichtsadler, Steinadler und Uhu tödlich gefährliche Stromleitung konnte 1989 abgebaut werden. 1997 brütete zum ersten Mal neben Steinadler und Wiedehopf der extrem seltene Rötelfalke im Gelände. In dem 152 Quadratkilometer großen Jagdgebiet des Ranquas-Adlers werden mittlerweile auch "Trittsteinbiotope" finanziert.

Rückschläge, wie 1996 der Tod von 14 adulten Schafen durch wildernde Hunde oder ins Gebiet einbrechende Kühe, die durch fehlgeleitete Landwirtschaftspolitik zahlreich eingeführt sind und enormen Schaden anrichten, müssen verkraftet werden. Die Förderung des naturnahen Waldes, einst fast völlig abgeholzt und in seinem natürlichen Artengefüge entmischt, erfordert viel Einsatz. PraktikantInnen und anderen hilfreichen Menschen, die hier ihren Urlaub verbringen, investieren viel Kraft und Energie. Entschädigt werden sie nur durch die Freude an der Erhaltung und Verbreitung des Artenreichtums und - natürlich - durch die grandiose Landschaft.

Für die Menschen ist in St. Jean de Buèges ein Ökomuseum mit einer Ausstellung über praxisorientierte Naturschutzarbeit geplant, gleichzeitig soll es als Stützpunkt für die geplante Maultier-Transportgruppe dienen. Hier fehlt es allerdings noch an den Finanzen, das renovierungsbedürftige Gebäude existiert schon und wird momentan als Lager genutzt.

Da öffentliche Mittel oftmals von Verwaltungen und Jägerlobby blockiert werden, finanziert sich das Projekt fast ausschliesslich über Patenschaften, von denen wir noch ganz viele benötigen!! Neben der Pflegeschaf-Patenschaft können Sie auch Elsbeeren-Paten oder mit einer großen Wald-Patenschaft dabei sein! Machen Sie mit und werden Sie "Projektpartner Séranne"! Die Natur dankt es sichtbar.


Falls Sie Fragen haben oder das Projekt fördern möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf:

Christian Petty
c/o Horizons Séranne
F-34380  St. Jean de Buèges
Tel:  00 33 - 4 67 73 11 19
E-Mail:  ranquas@seranne.de

Unser Gästehaus
(mit dem wir uns finanzieren)
erreichen sie auf der Website:
seranne.org

Wir organisieren Führungen im Schutzgebiet, Spender erhalten den Tätigkeitsbericht, der einmal pro Jahr erscheint. Da wir keine festen Bürotätigkeit haben (wegen der Kosten) und oft viele Tage im Gelände sind, bitten wir um etwas Geduld bis zur Antwort!

 

       

     

 

       

Text:  Horizons Séranne / Christian Petty   -   Fotos:  © Philipp Küchler   - Zeichnung Adler: Michel Geniez



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