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Nachrichten zum Waldverbrauch

 

Schlagzeilen:

 

Anmerkung:  Das Datum der Artikel bezieht sich auf den Zeitpunkt des Ereignisses
und nicht auf den Tag, an dem diese Meldung in der Website von KNU erscheint.

 

FSC Logo mixed sources

Das FSC-Label muss wohl wie abgebildet verändert werden, sollte es zur Zertifizierung der Holzeinschläge im Great Bear Rainforest kommen...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

     

17.08.2008
Quelle: Interfor / Marketwire / KNU

"Ökopapier" aus kanadischem Urwald?

Holzkonzerne beantragen FSC-Zertifizierung für ihre Abholzungen im Great Bear Rainforest

VANCOUVER - Die Coast Forest Conservation Initiative (ein Zusammenschluss der Holzkonzerne, die den Great Bear Rainforest abholzen) hat die Zertifizierung der Holzeinschläge im Great Bear Rainforest durch den Forest Stewardship Council beantragt. Die offizielle Begründung: Das FSC-Logo soll ihre neuen Forstpraktiken im Great Bear Rainforest den weltweiten Kunden kommunizieren.

Der Forest Stewardship Council (FSC) gilt weltweit als der einzige unabhängige Zertifizierer mit Schwerpunktsetzung bei umweltschonender Waldbewirtschaftung. Die Regeln werden von nationalen Komitees länderspezifisch abgewandelt und sind gerade in Kanada recht schwach. So ist die Umwandlung von Urwäldern in Wirtschaftswälder erlaubt, soweit nicht mehr als 5% auf einmal zu Plantagen werden.

Verbraucher in Deutschland setzen derzeit verstärkt auf FSC-zertifiziertes Papier des Typs "mixed sources", das einen vorgeschriebenen Mindestanteil von FSC-zertifizierten Zellstoff enthalten muss. Es wird in Copyshops, Büros und Druckereien oft als angeblich "umweltfreundliches Papier" anstatt von Recyclingpaier eingesetzt.

Sollte die Abholzung des Great Bear Rainforest tatsächlich vom FSC zertifiziert werden, wird Zellstoff aus Urwaldbäumen des Great Bear Rainforest mit Sicherheit hierzulande gerade auch in FSC-Papier auftauchen.

Hinter dem Antragsteller Coast Forest Conservation Initiative stecken die großen Holzkonzerne International Forest Products (Interfor), Western Forest Products (WFP) und BC Timber Sales (BCTS), die sich seit Abschluss des Great Bear Rainforest Abkommens durch besonders schnelle und rabiate Urwaldabholzungen im Gebiet hervorgetan haben. Laut Abkommen müssen sie spätestens ab 31.03.2009 ein "ecosystem based management" umsetzen und werden dann das Einschlagstempo reduzieren müssen.

Mit dem FSC-Logo wollen die Holzkonzerne Marktbereiche erobern, in denen sie seit den Kampagnen für den Great Bear Rainforest massive Umsatzeinbußen hatten: den europäischen und amerikanischen Papiermarkt und die Holzlieferungen an amerikanische Baumarktketten.


 

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09.04.2008
Quelle: taz

Altpapier bei Papierindustrie begehrt

Keine Entlastung für Wälder, denn Papierverbrauch steigt weiter

DEUTSCHLAND - Im vergangenen Jahr haben die Papierfabriken eine halbe Million Tonnen mehr Altpapier eingesetzt als im Vorjahr. Grund hierfür ist jedoch kein verbessertes Umweltbewusstsein.

Wegen der gestiegenen Energie- und Holzpreise ist es teurer geworden, Papier aus Holz herzustellen. Mit Altpapier hingegen lässt sich ergiesparender und mit weniger Holzfasern arbeiten. Außerdem steigt der Papierverbrauch insgesamt, unter anderem weil der boomende Internetversandhandel mehr Verpackungen verschickt.

Altpapiersammlung rentiert sich für die Entsorger mehr denn je. Dem Branchenreport Euwid zufolge lag der Preis für gemischte Ballen - das ist die schlechteste Qualität - im Herbst 2006 bei 55 Euro die Tonne. Seit August 2007 steht er bei 90 Euro, Tendenz steigend.


 

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08.04.2007
Quelle: Robin Wood

Papierverbrauch-Rekord in Deutschland

Umweltschützer fordern: 50 Prozent weniger Papierverbrauch

DEUTSCHLAND - Mit einem Memorandum für einen nachhaltigen Papierkonsum rufen Umwelt- und Verbraucherschutzverbände die Bundesregierung auf, konkrete Maßnahmen einzuleiten, um den Papierverbrauch in Deutschland um 50 Prozent zu senken. Bundes- und Landesregierungen aber auch kommunale Entscheidungsträger müssten mit gutem Beispiel vorangehen und sich für konsequentes Papiersparen einsetzen. Gleichzeitig sollte in allen Behörden und öffentlichen Einrichtungen die Pflicht zum Einsatz von Recyclingpapier mit dem Blauen Engel bestehen. In ihrem Appell fordern die insgesamt zwölf Organisationen und Verbände eine effektive Bekämpfung des illegalen Holz-Handels sowie einen Nationalen Aktionsplan zur umweltfreundlichen Beschaffung, in dem verbindliche Papiereinsparquoten ebenso verankert werden sollen wie eine jährliche Erfassung des Papierverbrauchs der öffentlichen Hand.

Anlass des Appells ist der Negativ-Rekord des Papierverbrauchs in Deutschland: 252,7 Kilogramm verbrauchte jeder Deutsche 2006, so viel wie noch nie zuvor.

Der Verbrauch ist damit in den vergangenen 55 Jahren um das Achtfache gestiegen. Die Deutschen liegen beim Gesamtpapierverbrauch im internationalen Vergleich auf Platz vier hinter den USA, China und Japan. Weltweit verursacht der steigende Papierverbrauch eine wachsende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz, der für die Papierherstellung benötigt wird. Hunderttausende Hektar Wald fallen alljährlich dem "Holzhunger" der Zellstoff- und Papierindustrie zum Opfer. Immer mehr Zellstoffplantagen werden angebaut, um den weltweit wachsenden Papierbedarf befriedigen zu können.

"Ein Umdenken ist somit bei Politik, Wirtschaft und Verbrauchern dringend notwendig. Die Bundesregierung ist in besonderem Maße gefordert, ein solches Umlenken durch eine bundesweite Bildungsoffensive und Papiersparprogramme gezielt voranzutreiben", fordert Agnes Dieckmann von urgewald. Enttäuschend seien die bisherigen unzureichenden Aktivitäten vieler Verantwortungsträger. "Was nützt es, wenn sich einzelne Ministerien oder Bundesbehörden für eine möglichst sparsame Verwendung von Papier aussprechen, dieser good-will-Erklärung dann aber keine konkreten Taten in der Praxis folgen lassen?", mahnt Inse Ewen von Bundesverband für Umweltberatung.

Gerade beim "Ausschluss von Raubbaupapieren" stellen die Verbände der Bundesregierung ein schlechtes Zeugnis aus. Die Große Koalition habe sich bisher vor der politischen Verantwortung gedrückt. "Statt klare Regeln aufzustellen und ein Urwaldsschutzgesetz auf den Weg zu bringen, bremst die Bundesregierung solche Initiativen aus. Damit werden die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland zu unfreiwilligen Komplizen von Raubbaukonzernen, die Menschenrechte und Umweltschutz grob verletzen", stellt ROBIN WOOD-Vertreter Peter Gerhardt fest.

Online als PDF die Langfassung des Memorandums.


 

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24.01.2007
Quelle: Robin Wood

Papier-Konsum killt Wälder

Protest bei der Paperworld Messe in Frankfurt am Main

FRANKFURT - Anlässlich der internationalen Messe Paperworld in Frankfurt/Main warnte ROBIN WOOD vor den Folgen des viel zu hohen Papierkonsums in den Industrieländern. Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, spannten AktivistInnen der Umweltorganisation zwischen Fahnenmasten vor dem Eingang zur Messe ein großes Transparent mit der Aufschrift "We have a dream - Paperworld 100 % recycled". ROBIN WOOD fordert einen sparsameren Umgang mit Papier und den konsequenten Umstieg auf Recyclingpapier vor allem im Bürobereich.

Weltweit werden mehr als 338 Milliarden Tonnen Papier verbraucht, ein Viertel davon allein in Europa. Vorhersagen vom "papierlosen Büro" im Computerzeitalter haben sich als falsch erwiesen. Das Gegenteil ist der Fall: Der Papierkonsum wächst und wächst. Bereits heute landet fast jeder zweite, von der Holzindustrie irgendwo auf der Welt eingeschlagene Baum in der Papierproduktion.

Um Wälder und Klima zu schonen, muss der Papierverbrauch in den Industrieländern erheblich sinken. Außerdem müssen Papierindustrie und -handel mehr auf Recycling setzen. Dazu zählt, bessere Recyclingsysteme zu entwickeln, Produkte auf den Markt bringen, die sich möglichst einfach recyceln lassen und den Recyclinganteil in den Produkten kontinuierlich zu erhöhen. Unternehmen sollten Papiersparen und die Verwendung von Recyclingpapier fest in ihrer Unternehmenspolitik verankern. Dies alles wäre ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz. Denn für Recyclingpapier müssen keine Wälder vernichtet werden. Außerdem wird bei der Herstellung laut der Öko-Bilanz des Umweltbundesamtes für grafische Papiere deutlich weniger Energie verbraucht.

Der Umstieg auf Recyclingpapier im Office-Bereich ist einfach möglich, denn fast alle Papiere, die in Büros zum Einsatz kommen, sind in Recycling-Qualität zu haben. Recycling-Produkte sind aus ökologischer Sicht besser als Papiere aus Frischfaser-Zellstoff -- selbst dann, wenn der Zellstoff aus zertifizierter Forstwirtschaft stammt. Die meisten Zertifizierungssysteme werden, wie etwa das PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification), von der Forstwirtschaft dominiert und können ihre Öko-Versprechen nicht einlösen. Auch Frischfaser-Papiere mit dem Siegel des FSC (Forest Stewardship Council), das von vielen Umweltorganisationen unterstützt und kritisch begleitet wird, sind nicht empfehlenswert, wenn sie in direkter Konkurrenz zu Produkten aus Recyclingpapier stehen. Auf dem deutschen Markt sind Produkte mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" die umweltfreundlichsten und daher erste Wahl.


 

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27.01.2006
Quelle: Taiga Rescue Network

Vision zum Wandel der Papierindustrie

Gemeinsame Resolution zur Paper World

FRANKFURT - Eine Koalition von etwa 50 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus 21 Ländern gab heute eine gemeinsame Vision für einen Wandel der Papierindustrie in Europa bekannt. Anlass war die Paper World Messe in Frankfurt, eine internationale Leistungs- und Absatzschau der Papierindustrie.

Da sich der Papierverbrauch in Europa seit 1950 versechsfacht hat zu weltweiter Waldzerstörung führt, wünschen sich die NGOs in ihrer Vision eine Halbierung des Papierkonsums in Europa. Sie fordern Schritte von Papierindustrie, -Handel, Regierungen und Konsumenten zu einem Verantwortungsvolleren Umgang mit Wald und Papier.

Nachfolgend ist der übersetzte Text der englischsprachigen
Vision dokumentiert:

 

Langfristige Vision
Wir, die Unterzeichnenden, wünschen uns ein zukünftiges Europa mit einem wesentlich geringeren Papierverbrauch als heute. Ein Europa, das den Einsatz von Recyclingmaterial maximiert und dessen Papierindustrie bei der Papierherstellung weniger auf Primärfaser setzt, die Landnutzungsrechte der lokalen Bevölkerung respektiert, Arbeitsplätze schafft und für Lebensbedingungen sorgt, die sozial verträglich, konfliktfrei und fair sind.
Wir wünschen uns ein Europa, dessen Papier aus verantwortungsvoller und nachhaltiger Waldwirtschaft stammt und ausschließlich unter Nutzung erneuerbarer Energien hergestellt wurde, mit Wasser, das am Ende der Papierproduktion noch so sauber wie zuvor ist. Eine Papierherstellung, die auf dem Konzept von "zero waste" und "zero emissions" (Null-Abfall und Null-Schadstoffemissionen) beruht.

Umsetzung der Vision
Damit diese langfristige Vision Wirklichkeit werden kann, soll im Folgenden ein Programm vorgestellt werden, das einen Wandel der Industrie innerhalb der nächsten zehn Jahre vorsieht.
Für die Zivilisation hat Papier eine wichtige Rolle gespielt, und die Geschichte der Papierherstellung zeugt von einer Industrie, die sich unentwegt fortentwickelt hat, um Anforderungen gerecht zu werden und unternehmerischen Entwicklungen und neuen Technologien zu entsprechen. Das 21. Jahrhundert stellt die Papierindustrie abermals vor neue Herausforderungen, denn sowohl Produzenten wie Konsumenten werden sich der ökologischen und sozialen Folgen von industriellen Aktivitäten immer mehr bewusst und setzen sich daher für eine nachhaltige Zukunft ein.
Europas gesamter "Ökologischer Fußabdruck" ist 2,2 Mal größer als seine biologische Kapazität und seit den frühen 1960er Jahren um 70% gestiegen. Der ökologische Fußabdruck aller EU-Staaten zusammen hat die weltweit nachhaltige Grenze überschritten. Das bedeutet, dass der gegenwärtige Verbrauch in sämtlichen Wirtschaftssektoren um mehr als die Hälfte verringert werden
muss.
Papierprodukte haben viele Vorteile. Doch der europäische Papierhunger ist so unersättlich, dass damit auch der ökologische Fußabdruck auf unserem Planeten in einem untragbaren Maß wächst. Laut Vorhersagen der Industrie wird der Papierverbrauch pro Person in den nächsten zehn Jahren noch deutlich steigen.
Umfang, Standort und Ressourcennutzung verpflichten die Papierindustrie zu einem verantwortlichen Handeln, und entsprechend müssen Produktions- und Konsumstrukturen so angepasst werden, dass sie auch über Europas Grenzen hinaus ökologisch und sozial verträglich sind. Europa importiert große Mengen an Zellstoff und Papier aus dem Ausland, und europäische Papierunternehmen dehnen ihre Produktions- und Verkaufsoperationen weltweit aus.


 

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Fotos:
Stephan Röhl

 

 

 

     

04.11.2004
Quelle: KNU

Ausstellung Papierwende zum Auftakt

Projekt "Pro Recyclingpapier -Bildung für nachhaltigen Konsum"

GÖTTINGEN - Die Ideen der "Initiative 2000 plus" für Recyclingpapier-Einsatz im Schulbereich nimmt nun auch in Niedersachsen konkrete Formen an. Mit der heutigen Eröffnung der Ausstellung "PAPIERWENDE - Zukunftsfähig mit Papier" im Göttinger Rathaus unterstützen auch die Stadtreinigung Göttingen und der Landkreis Göttingen die Initiative.

Deutschlandweit haben bereits über 800 Schulklassen eine Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnet und setzen sich aktiv für den Gebrauch von Recyclingpapier ein. Die meisten Klassen sind es im Ursprungsland der Initiative 2000 plus in Nordrhein-Westfalen. Mit dem Schulprojekt "Pro Recyclingpapier -Bildung für nachhaltigen Konsum" beginnen jetzt auch in Niedersächsische Schüler, das Frischfaserpapier zum Beispiel aus kanadischen Urwäldern zu boykottieren.

Die Wanderausstellung "PAPIERWENDE" bietet auf ihren bedruckten Stoffbahnen viel Wissenswertes rund ums unseren Papierkonsum und auch einige anschauliche und interaktive Exponate. Im Begleitprogramm finden Lehrerfortbildungen und Vorträge statt, so auch ein Diavortrag "Kahlschlag für Deutschland in Kanadas Regenwäldern" am 2. Dez 2004 um 19:30 in der Roten Str. 34 (Holbornsches Haus) in Göttingen.


 

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Fotos:
Stephan Röhl

 

 

 

     

01.02.2004
Quelle: AKU, ROBIN WOOD

Keine weiße Weste für Papierhändler

Waldschützer warnen auf der PAPERWORLD Papier-Fachmesse vor der Urwaldzerstörung

FRANKFURT AM MAIN - Auf der weltgrößten Papierfachmesse "Paperworld", die dieses Jahr in Deutschland stattfindet, machten Aktivisten von Robin Wood und weiteren Waldschutz-Organisationen auf die Zerstörung von Urwäldern durch Papierproduktion aufmerksam: Am Haupteingang der Messe hängten sie heute trotz Orkanböen ein zehn Meter langes Banner auf mit der Aufschrift "Papier zerstört Wälder - Recyclingpapier nicht".

Paperworld

Menschengroße Bären und Orang-Utans verteilten Flugblätter und warnten vor Zerstörung ihrer Lebensräume durch den wachsenden Papierverbrauch von inzwischen 230 kg pro Bundesbürger. Während der Oran Utan besonders unter der Zerstörung seines Lebensraumes durch die von deutschen Banken mitfinanzierte "Asia Pulp and Paper" (APP) leidet, werden dem Bären etwa im Westen Kanadas die Urwälder vernichtet, um sich in 20% unseres Papieres wieder zu finden.

Die Besucher und Händler auf der Paperworld sollen sich bewusst werden, dass die Herstellung und Verwendung von Frischfaser-Papier einen großen Anteil an der Zerstörung der letzten Urwälder dieser Erde hat. Dem blütenweißen Büropapier sieht man seine Herkunft nicht an: Uralte Wälder werden zerstört, wildlebende Tiere ihres Lebensraumes beraubt, indigenen Landrechte missachtet und die Landschaft de facto verwüstet. Am Folgetag werden die Waldaktivisten noch mit Infotischen am Messeportal vertreten sein.


 

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05.01.2004
Quelle: Süddeutsche Zeitung

Signal für Finnlands borealen Urwald

Herlitz muss auf Druck der Post Papierlieferanten wechseln

BONN - Rund 22 Mrd. Briefe werden jährlich in Deutschland verschickt. Die Briefumschläge, die von der Deutschen Post in ihren rund 12000 Filialen gehandelt werden, stammen von Herlitz, einem der größten deutschen Büroartikelhersteller. Auf Wunsch des Großkunden Post musste Herlitz jetzt seinen Lieferanten wechseln. Das Berliner Unternehmen verpflichtete sich, kein Papier mehr von Stora Enso zu kaufen.

Stora Enso ist Europas größter Papierproduzent und maßgeblich an der Abholzung der letzten finnischen Urwälder beteiligt. Die finnischen Wälder sind die Existenzgrundlage der Ureinwohner Nordfinnlands, die dort Rentierzucht betreiben, und zudem Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen. Von den verbliebenen knapp 10000 Quadratkilometern borealen Urwalds in Finnland ist bisher nur die Hälfte geschützt.

Der staatliche finnische Forstbetrieb hat ungeachtet des deutschen Boykotts weitere Einschläge in den Urwäldern angekündigt. Das Holz wird von Stora Enso zu Papier verarbeitet und als Kopierpapier sowie zur Weiterverarbeitung für Zeitschriften, Briefumschläge und Verpackungen angeboten. Die Post schickt mit ihrer Entscheidung ein deutliches Signal nach Finnland, die letzten Urwälder des Landes zu schonen.

Nicht bekannt wurde hingegen, woher Herlitz jetzt das Frischfaserpapier bezieht und ob kanadischer Urwald darin steckt!


 

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Juli/August 2003
Quelle: ROBIN WOOD

Floßtour für Recyclingpapier 2003

Robina Wald auf Neckar und Rhein auf Infotour

Robina Wald in Heidelberg 2003
Robina Wald mit Infostand in Heidelberg 2003 (Foto: Robin Wood)

Abermals fährt Robin Wood mit dem Floß "Robina Wald" im pressemäßigen Sommerloch durch deutsche Flusslandschaften. Das Motto auf Neckar und Rhein dieses Jahr: Kein Urwald ins Papier!
Robin Woods Ziel ist, in den Orten und Städten auf der Strecke für den Gebrauch von Recyclingpapier zu werben - vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Während Deutschland mit seinem Papierverbrauch weltweit mit an der Spitze liegt, nimmt der Gebrauch von Recyclingpapier immer mehr ab. Gleichzeitig werden zur Gewinnung des Papierrohstoffs Zellstoff Jahr für Jahr riesige Waldgebiete kahlgeschlagen. Urwälder in Kanada, Skandinavien, Russland, Indonesien werden zu Zeitungen, Werbepost, Büropapier verarbeitet und landen meist schnell im Müll. Diesem ungehemmten Papierkonsum will die Floßtour mit Informationen entgegenzuwirken.  Direkter Link: www.flosstour.de


 

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04.04.2003
Quelle: AKU

VDP wird zum Ziel von Protesten

Der Verband deutscher Papierfabriken unterstützt weiterhin Raubbau an den Kanadischen Wäldern

Wegen des starken Bezugs der Aktion zum kanadischen Great Bear Rainforest stehen die Einzelheiten unter "Nachrichten zu Kanada 2003"


 

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16.10.2002
Quelle: TAZ (unverändert zitiert), Autorin: Susanne Klinger

Kopierer für Recyclingpapier bereit

Initiative der Industrie startet Kampagne, damit Verbraucher endlich vom Frischpapier ablassen

BERLIN taz - Auf der Computermesse Systems in München werben die Initiative Pro Recyclingpapier und der Kopiererhersteller Xerox für ein Logo. Auf ihm steht "Use recycled paper", und es soll das vollbringen, woran Umweltverbände seit Jahren arbeiten: den Umstieg der Verbraucher von Frisch- auf Recyclingpapier. Denn der Papierverbrauch steigt trotz - oder gerade wegen - Internet und E-Mail an. Susanne Hempen, Referentin für Abfallwirtschaft vom Naturschutzbund Deutschland, führt das darauf zurück, dass heute fast jeder einen Drucker zu Hause hat, und dementsprechend wird alles, was im Internet interessant erscheint, oder auch E-Mails von Freunden ausgedruckt. "Viele mögen eben doch lieber ein Stück Papier in den Händen."

Hempen vermutet außerdem, dass verschiedene Informationen die Verbraucher verwirren: Es gibt viele Pseudologos. Manche Hersteller schreiben sich auf die Fahnen, nur chlorfrei gebleichtes Papier zu verwenden. Das ist aber schon seit Jahren Standard. Auch "garantiert tropenholzfrei" ist auf manchen Papierblöcken zu lesen, dabei eignet sich Tropenholz gar nicht zur Papierherstellung.

Die Initiative Pro Recyclingpapier ist ein Zusammenschluss großer deutscher Firmen, unter anderen AEG, Telekom, Karstadt, Otto oder Sony. Die Firmen wurden vom Umweltbundesamt ins Boot geholt, um als Botschafter für die Zweitverwertung von Papier zu werben. Denn besonders große Firmen und Behörden sind Papiertiger; hier macht sich die Nutzung von Recyclingpapier bemerkbar. Doch weil viele Büros Probleme mit den Geräten vermuten, wird auf Frischpapier gesetzt. Doch seit Mitte der Neunziger laufen neue Kopierer und Drucker auch mit recyceltem Papier einwandfrei.

Markus Kollar, Papierexperte des Umweltbundesamtes, betont auch den wirtschaftlichen Sinn: "Mit Recyclingpapier kann der Verbraucher bis zu 20 Prozent der Papierkosten sparen. Lebensdauer und Wartungskosten der Kopiergeräte ändern sich hingegen nicht."

Würde der Recyclingpapieranteil an Büropapieren von derzeit knapp 20 Prozent auf 50 Prozent ansteigen, würde die Abwassermenge einer 45.000-Einwohner-Stadt eingespart und ein Naturraum in der Größe des halben Bodensees, nämlich 229 Quadratkilometer, enlastet werden, hat die Initiative Pro Recyclingpapier ausgerechnet.


 

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Auf dem Fachkongress schildert Chief Qwatsinas derUmweltministerin von Nordrhein-Westfalen, Bärbel Höhn, den Holzeinschlag im Great Bear Rainforest.
     

04.07.2002
Quelle: Initiative 2000plus

Promotion für Recyclingpapier

Fachkongress von Recyclingpapier-Initiative

Unter dem Titel "Treffpunkt Recyclingpapier - Nachhaltigkeit konkret!" veranstaltet die Initiative 2000plus heute einen Fachkongress in Wuppertal. Hier werden globale und lokale Dimensionen nachhaltigen Handelns am Beispiel des Produktes Papier konkretisiert.

Die "Initiative 2000plus - Schulmaterialien aus Recyclingpapier" ist ein Zusammenschluss von 10 Verbraucher- und Umweltverbänden in NRW, die sich seit fast drei Jahren für den Einsatz von Recyclingpapier stark macht. Ein zu hoher Papierverbrauch - hierzulande sind es jährlich pro Person 233 kg mit steigender Tendenz - und zu geringer Einsatz von Recyclingpapier lässt die Wälder der Erde Jahr für Jahr in erschreckendem Tempo schwinden.

Mit dem messeähnlichen Arrangement aus Podiumsprogramm, Fachinformation und Produkt- bzw. Kunstpräsentation möchte die Initiative alle erreichen, die täglich mit Papier arbeiten. Es werden Wege aufgezeigt, wie ressourcenschonendes Handeln in Schulen, Kommunen, Institutionen, Organisationen, Unternehmen und auch im Privatbereich erfolgreich realisiert werden kann. MultiplikatorInnen finden hier konkrete Anregungen für die Einbindung des Themas in Agenda 21-Prozesse und umweltschutzbezogene Aktivitäten.

Das Podiumsprogramm mit interessanten Gästen, wie zum Beispiel Vertretern der Nuxalk Indianer, eröffnet im Tagesverlauf verschiedene Blickwinkel auf globale und lokale Zusammenhänge des Alltagsproduktes Papier. Parallel dazu können sich die Teilnehmer ganztags im Infocenter ausführlich über die ökologischen, ökonomischen und sozialen Vorteile der Nutzung von Recyclingpapier informieren. Namhafte Firmen der Papierwirtschaft und der Bürotechnik engagieren sich für ein positives Image von Recyclingpapier und präsentieren ihre Produkte im Testcenter.

In moderierten Workshops am Nachmittag werden aktuelle Fachinformationen und Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Die TeilnehmerInnen haben dort die Möglichkeit mit ExpertInnen der Papierfirmen, der Bürotechnik und den Akteuren der Initiative 2000plus zu diskutieren. Die Teilnahme am Kongress ist kostenlos.


 

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21.09.2001
Quelle: Urgewald

Revidierung der EU Beschaffungs-
richtlinie für die öffentliche Hand

Die geplante neue EU-Richtlinie für die öffentliche Hand bedroht Förderung von Recyclingpapier und FSC zertifiziertem Holz

Die europäische Kommission revidiert zur Zeit die Gesetzgebung für die Beschaffungspolitik der öffentlichen Hand. Diese neue Richtlinie wird festlegen, ob es Regierung Verwaltung erlaubt sein wird, umwelt- und sozialverträgliche Alternativen bei Beschaffungsverträgen in Betracht zu ziehen.

Der Entwurf des neuen Gesetzes ist besorgniserregend, da es die Option für Regierungen, Umwelt- und Sozialstandards mit in ihre Beschaffungspolitik einzubeziehen, stark limitiert. So muss bei der Neuanschaffung das ökonomisch günstigste Angebot immer vorgezogen werden. Produktionsmethoden und Herkunft der Produkte können dadurch beim Entscheidungsprozess nicht mehr mit berücksichtigt werden.

Der Kauf von FSC zertifiziertem Holz beispielsweise wäre ein Verstoß gegen das neue EU Gesetz und Kommunen und Regierung würden das Risiko eingehen, vor der europäischen Kommission angeklagt zu werden. Die Entscheidungsfreiheit und der Wille zur Etablierung von FSC zertifiziertem Holz in öffentlichen Bauten würde durch die neue Richtlinie untergraben sein. Das Gleiche gilt für ökologisch angebaute Lebensmittel, alternativen Energien oder abgasarme öffentliche Verkehrsmittel.

Die öffentlichen Ausgaben für Produkte und Dienstleistungen belaufen sich auf 14% des EU Bruttoinlandproduktes (entspricht dem halben deutschen), üben also einen direkten und substantiellen Effekt auf den Markt aus. "Grüne" Beschaffungspolitik kann einen bedeutenden Absatzmarkt für ökologisch fortschrittliche Technologien und Dienstleistungen schaffen und effektiv dazu beitragen, gefährliche oder nicht nachhaltige Produkte und Substanzen wie z.B. Holz aus nicht nachhaltig bewirtschaften Wäldern, zu ersetzen.


 

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August/September 2001
Quellen: Robin Wood, Arbeitskreis Urwälder des Nordens

Floßtour klärt über Papierverbrauch auf

Unter dem Motto "Kein Kahlschlag für Papier" informiert Robin Wood die Bevölkerung während einer einmonatigen Floßtour auf der Elbe


Floß auf der Elbe - Foto: Johanna Cialon

Das selbstgebaute Holzfloß "Robina Wald" ist 2001 den dritten Sommer auf Info- und Aktionstour auf Flüssen in Deutschland unterwegs: Vom 31. Juli bis 7. September lassen sich Aktivisten von Robin Wood, dem Arbeitskreis Urwälder des Nordens und weiteren Umweltorganisationen mit dem Fahrtziel Hamburg die Elbe hinuntertreiben.

Unterwegs werden zahlreiche Stopps eingelegt, denn Zweck der Tour ist, die Endverbraucher über den Zusammenhang von Papierverbrauch und Waldzerstörung zu informieren. Diavorträge, Videovorführungen, Infostände und Information von Schulklassen stehen auf dem Programm. Wichtiges Thema ist dabei die Zerstörung der kanadischen Urwälder und die Missachtung indigener Landrechte in Kanada.

Bei Bevölkerung, Lokalpresse und -fernsehen entlang der Elbe findet die Floßfahrt und ihre Themen großen Anklang. Die Floßtour ist unter www.flosstour.de im Web dokumentiert.


 

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22.05.2000
Quellen: ROBIN WOOD, FERN

Forstsiegel im Vergleich

Studie belegt grobe Mängel bei nordamerikanischen und europäischen Zertifikaten -
Internationales FSC-Siegel als einziges glaubwürdig

Mit Ausnahme des FSC-Siegel liefern alle europäischen und nordamerikanischen Forstsiegel keinen glaubwürdigen Nachweis einer sozial gerechten und umweltverträglichen Forstwirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Behind the Logo: An environmental and social assessment of forest certification schemes", die heute von der europäischen Waldschutzorganisation FERN in Brüssel vorgestellt wurde (www.fern.org)

Die 60-seitige Studie beruht auf sechs Länderberichten aus den USA, Kanada, Schweden, Finnland, Frankreich und Deutschland. Sämtliche Länderberichte wurden von Seiten der bewerteten Zertifikatsorganisationen auf Korrektheit der Fakten gegengelesen. Analysiert werden die Forst-Zertifizierungssysteme des Forest Stewardship Council (FSC), der US-amerikanischen Sustainable Forestry Initiative (SFI), der kanadischen Canadian Standards Association (CSA) und des Pan-European Forest Certificaton (PEFC).

Wegen seiner eindeutig sozialen und ökologischen Ausrichtung hat sich der FSC weltweit sehr erfolgreich entwickelt. Als Reaktion darauf initiierten Industrieverbände in Nordamerika und Waldbesitzerverbände in Europa seit Mitte der neunziger Jahre die Zertifizierungssysteme SFI, CSA und PEFC. Diese drei - so die Studie - räumen sozialen und ökologischen Interessengruppen keine gleichberechtigte Mitsprache bei der Festlegung der Richtlinien ein. Ihre Zertifizierungsstandards enthalten wenig 'harte' Kriterien und lassen den Forstbetrieben einen weiten Spielraum, welche forstlichen Ziele sie sich stecken und wie sie diese umsetzen. Traditionelle Landnutzungsrechte indigener Völker berücksichtigt keines der drei Systeme.

Weitere Glaubwürdigkeitsmängel stellen die AutorInnen der Studie vor allem beim europäischen PEFC fest - dem einzigen Gegensystem zum FSC, das bereits ein Produktlabel entwickelt hat. So wird in Deutschland das PEFC-Siegel vergeben, ohne dass die Betriebe vorher überprüft werden. Auch ist nicht sichergestellt, dass ein Zertifizierer einen zertifizierten Betrieb innerhalb der fünfjährigen Gültigkeit des Zertifikates zumindest einmal vor Ort aufsucht. In Finnland können Forstbetriebe pauschal und ohne Rücksprache mit dem Waldbesitzer zertifiziert werden. Außerdem akzeptiert dort der PEFC sogar die seit vielen Jahren international stark kritisierte Abholzung von urwaldähnlichen Beständen ('old growth forests').


 

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15.11.2000
Quellen: Seattle Times, Coastal Rainforest Coalition

Wald-Proteste in den Städten

Erfolgreich verliefen 1999 die Proteste gegen Urwaldholz in den amerikanischen Baumärkten. Jetzt folgt eine neue Protestwelle bei Papierverbrauchern, wie der Büromarkt-Kette "Staples"

Nach Jahren des Protests an den Holzeinschlagstellen in den Urwäldern und bei den Politikern, haben sich die nordamerikanischen Umweltgruppen nun verstärkt der Verbraucher angenommen. Das Rainforest Action Network und sehr zahlreiche weitere Umweltgruppen besuchten 1999 fast täglich andere Baumarkt-Filialen, um die Verbraucher vor dem Kauf von Urwaldholz aus dem temperaten und tropischen Regenwald zu warnen.

Zuerst konzentrierten sich die Proteste auf den Marktführer "Home Depot", später auch auf die anderen Baumärkte. Insgesamt verlief die Kampagen höchst erfolgreich. Home Depot und einige andere Baumarkt-Ketten versprachen, nur noch FSC-zertifiziertes Holz einzukaufen.

Nun setzen die Umweltgruppen bei den Papiervermarktern an. Als erstes Protest-Ziel wurde die Büromarktkette "Staples" auserkoren. Staples hat etwa 950 Filialen in den USA und Kanada, 26 in Deutschland (mit Schwerpunkten im Hamburger Raum und Ruhrgebiet) und weitere in Englan, Portugal und den Niederlanden - insgesamt über 1100 Filialen mit stark zunehmender Tendenz.

Bisher verkauft Staples praktisch ausschließlich Papierprodukte, die mit Zellstoff aus Holz produziert wurden, der vorrwiegend aus den Urwäldern Kanadas und den in ihrer Artenvielfalt durch die industrielle Forstwirtschaft stark bedrohten Wäldern im Südosten der USA stammt. Außerdem sind Büromöbel im Angebot, deren Holz von Sauder Industries gekauft wurde. Diese firma bezieht viel Holz aus den Regenurwäldern des kanadischen Great Bear Rainforest.

Forderungen der Umweltgruppen an Staples sind der sofortige Stopp von Produkten aus Urwaldholz und -zellstoff, ein Altpapieranteil in allen Papierprodukten und das angebot eines reichhaltigen Recyclingpapier-Sortiments in allen Filialen.


 

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24.8.2000
Quelle: TAZ-Bericht THORSTEN DENKLER

Umweltpapier siegt

Ökobilanz des Umweltbundesamtes hat die Papierfrage gelöst: Recycling besser als Frischfaser. Wirtschaftsgruppe findet das auch, Kunden weniger

Am Ende zückten alle ihre Visitenkarten und hielten sie der versammelten Presse in Berlin zum Beweis entgegen. Ja, sie sind aus Altpapier: Die vom Nabu-Geschäftsführer Gerd Billen ebenso wie die vom Umweltschutzbeauftragten der Karstadt AG, Klaus Wilmsen, und die vom Sprecher der kaum zwei Stunden zuvor gegründeten Wirtschaftsinitiative "Pro Recyclingpapier", Franz Winterer. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, hatte kurz zuvor bemerkt, wer in seinem Unternehmen Umweltschutz praktiziere, ihm aber eine Visitenkarte aus blendend weißem Frischfaserpapier entgegenhalte, bei dem sei der Umweltschutzgedanke noch nicht angekommen.

Das wollen sich die zwölf an der neuen Initiative beteiligten Unternehmen nicht vorhalten lassen. Im Gegenteil: Den Verbrauch von Papier insgesamt senken, den Recyclinganteil erhöhen - das sind ihre Ziele. Das will die Initiative, der sich auch Sony, Neckermann und der Otto-Versand angeschlossen haben, vor allem durch Aufklärung und Lobbyarbeit erreichen.

Der Anteil recycelter Papiere am Markt hat in den vergangegen Jahren deutlich abgenommen. Ein Entwicklung, die laut Umweltbundesamts-Chef Andreas Troge auf eine "Verweichung des Umweltbewusstseins" zurückführbar ist. Denn Nachteile habe Recyclingpapier nicht. Troge stellte gestern die Ökobilanzstudie seines Hauses für grafische Papiere vor, also für all jene Papiere, die bedruckt oder beschrieben werden. In allen Bereichen schneidet Recyclingpapier besser ab als Papier aus Frischfasern. Simone Probst (Grüne), Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, begrüßte die Studie: "Es ist gut, zu sehen, wenn das, wofür man sich jahrelang politisch eingesetzt hat, wissenschaftlich untermauert wird."

Recycling-Papier ist demnach nicht nur ökologisch sinnvoller als die Verbrennung von Altpapier zur Energiegewinnung. Auch in der Anwendung steht es konventionellem Papier in nichts nach. Ob im Kopierer oder im Druck: Recyclingpapier macht alles mit. Im Archiv zersetzt es sich keineswegs schneller als Neupapier. Und billiger als Frischfaserpapier ist es in der Regel auch. Nur so weiß wie konventionelles Papier wird die Ware aus Altpapier nicht.

Trotzdem: Jahr für Jahr geht der Verkauf von Recyclingpapier zurück. Der Karstadt-Umweltbeauftragte Wilmsen räumte ein, auch seine Firma habe deshalb zu Beginn des Jahres überlegt, sämtliche Produkte aus Recyclingpapier aus dem Sortiment zu nehmen. Um 50 Prozent sei der Umsatz im Marktsegment zurückgegangen. "Wir sind stattdessen in die Offensive gegangen", sagte Wilmsen. Mit einer groß angelegten Werbekampagne habe Karstadt den Umsatz um zehn Prozent steigern können. Sein Credo: "Es muss schick sein, auf Recyclingpapier zu schreiben und nicht auf Büttenpapier."

Der Papierverbrauch insgesamt ist stark gestiegen. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 8,7 Millionen Tonnen verbraucht worden, 1990 waren es nur 7,4 Millionen. "Das papierfreie Büro ist eine Illusion", sagt Initiativ-Sprecher Winterer. Die elektronische Datenverarbeitung hat den Papierverbrauch entscheidend erhöht.

Aus etwa 80 Prozent des in Deutschland produzierten und verkauften Papiers wird derzeit Altpapier hergestellt - Tendenz fallend. Noch sieht die Regierung keinen Grund, die Notbremse zu ziehen. Die Wirtschaft soll zeigen, dass sie den Status quo alleine halten kann. Die Initiative "Pro Recycling" ist da wohl ein erster Versuch. Helfen solche Aktionen nicht, "dann haben wir noch die Möglichkeit, Verordnungen zu erlassen", warnte Simone Probst.


 

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21.07.2000
Quelle: TAZ-Bericht CAROLE POSSIG / MAIKE RADEMAKER

Weiße Weste nützt nichts,
wenn das Image grau ist

Der Absatz von Ökopapier sinkt drastisch. Hersteller drohen, die Produktion einzustellen. Schuld sind irreführende Label und lieblose Aufmachung

HAMBURG taz - Weil der Absatz von Recyclingpapier in den letzten fünf Jahren drastisch gesunken ist, machen Umweltverbände und Wirtschaft gemeinsam mobil. Der Karstadt-Konzern wirbt mit Unterstützung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) und des Umweltbundesamts in seinen Filialen für recycelte Schulmaterialien. "Initiative 2000. Schulmaterialien aus Recyclingpapier" heißt die Kampagne des Naturschutzbundes (Nabu) und seiner acht Kooperationspartner. Und in Kürze will die Wirtschaft für das Papier mit dem "Blauen Engel" werben.

Der Grund für die Aktionen: Recyclingpapier, das es Anfang der 90er-Jahre noch überall auf Schulbänken und Schreibtischen lag, wird heute kaum noch gekauft. "Die Papierhersteller sind fest entschlossen die Recyclingpapierreihen einzustellen, sollte sich nicht eine Trendwende abzeichnen", warnt Barbara Maué vom Nabu. Laut Friederike Farsen, Umweltberaterin bei der Verbraucherzentrale NRW, hat beispielsweise die Firma Herlitz eine Sortenreduzierung angekündigt. Als Ursache für das sinkende Interesse gelten höhere Preise, das fälschlicherweise immer noch graue Image und irreführende Label. Papiere mit dem Doppellabel "Aqua pro natura" und "Schützt den Tropenwald" dagegen seien nicht aus Altpapier, sondern lediglich chlorfrei gebleicht.

Im Herbst 99 rief die Steinbeis Temming AG, führender Hersteller von grafischem Papier aus 100 Prozent Altpapier, die "Initiative pro Recycling Papier" ins Leben. "Mittlerweile haben sich 12 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen der Initiative angeschlossen", so Franz Winterer, Vorstandssprecher der Steinbeis-Temming AG. Papiergroßverbraucher und Einzelhändler wie zum Beispiel Karstadt, Quelle und Sony, wollen die rückläufige Akzeptanz der Ökoware stoppen.

Diese branchenübergreifende Interessengemeinschaft wird sich der Öffentlichkeit vorstellen, sobald das Umweltbundesamt im Sommer seine Studie "Ökobilanzen für graphische Papiere" vorstellt. "Tendenz der Bilanz wird sein, dass Recycling-Papiere erhebliche Umweltvorteile gegenüber Frischfaserprodukten haben, also die Ressourcen mehr schonen", so Karsten Klenner, Sprecher des Umweltbundesamtes. Immerhin wird bei der Herstellung von Recyclingpapier 50 Prozent weniger Energie und nur ein Viertel des Frischwassers verbraucht, die bei der Produktion von klassischem Papier anfallen.

Bereits auf einem Umweltforum der Steinbeis Temming AG Anfang Juli in Glückstadt machten sich die Teilnehmer für das Recyclingpapier stark. Aufgrund des wachsenden Papierverbrauchs würden nachhaltige und umweltschonende Produktionsweisen immer wichtiger, stellte Schleswig-Holsteins Umweltminister Klaus Müller fest: "Wer umweltbewusst handeln will, sollte Papier sparen und Produkte nutzen, die aus Sekundärstoffen wie Altpapier entstehen." Wie Müller fordern Barbara Maué und Franz Winterer, dass Politik und Wirtschaft die Werbetrommel für das Umweltprodukt rühren. Denn dieses habe mittlerweile "eine weiße Weste" und stehe in der Qualität der Konkurrenz aus Frischfasern in nichts nach. So gibt es bereits recycelte Ware mit sehr hohem Weißgrad, die nicht mehr von der "weißen" Produkten zu unterscheiden ist.

Auch der Karstadt-Konzern setzt sich für die geschmähte Recyclingware ein. Seit 1996 ist der Umsatz von Artikeln aus wieder verwerteten Materialien um 50 Prozent zurückgegangen. "Beim Papier lag das auch an der Aufmachung der Produkte", erklärt Hans Mischke, Leiter der Abteilung Umwelt des Essener Konzerns, der 208 Warenhäuser umfasst. " Es war grau, die Umschläge waren unattraktiv. Wir haben daraufhin eine neue, attraktive Serie herausgegeben und konnten seit 1999 wieder einen Zuwachs von 10 Prozent verzeichnen."

Die Kampagne "Ökologischer Schulanfang" von BUND, Karstadt und Umweltbundesamt richtet sich an Eltern und Schüler. Eine Broschüre, Info-Veranstaltungen an Schulen und ein Wettbewerb sollen die ABC-Schützen dazu animieren, zu umweltfreundlichen Schulsachen zu greifen. Die laufende Kampagne zeigt laut Karstadt Erfolg, Nachfrage und Interesse von Eltern und Schülern seien enorm.


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Text:  ArbeitsKreis nördliche Urwälder (AKU) nach Meldungen aus den angegebenen Quellen


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