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Ein Besuch im
temperaten Regenwald

 

 

Wolkenfront auf Wolkenfront wird vom Aleuten-Tiefdruckgebiet über den nördlichen Pazifik nach Osten geschickt. Die feuchtegesättigten Luftmassen regnen sich an den steil aufragenden Gebirgen der Westküste Nordamerikas ab und liefern damit die Lebensgrundlage für die faszinierenden Regenwälder der gemäßigten Breiten - die temperaten Regenwälder.

Steile Küsten-
Gebirge, wie hier an
der kanadischen
Pazifikküste
begünstigen das
Regenwald-Wetter
der temperaten
Klimazone
Foto: Regenküste
 

 

Wer diese Wälder betritt, wird unweigerlich ins Staunen geraten:
uralte Nadelbäume, die Stämme oft mehrere Meter mächtig und bis zu hundert Metern hoch, ragen - Säulen gleich - in den Himmel. Ihr Kronendach schließt sich hoch über dem Boden wie die Kuppel einer Kathedrale. Die Stämme und Äste der alten Koniferen sind über und über mit Moosen und Flechten bewachsen. Große Baumruinen lassen an ihren blanken Stämmen das Sonnenlicht auf den Waldboden vorbeischeinen, der von einer üppigen Strauch- und Krautschicht bedeckt ist. Auf den langgestreckten Rücken umgestürzter Baumgiganten wächst die nächste Baumgeneration heran.

 

Überall glitzern
Wassertropfen, die sich
nach und nach zu klaren
Bächen und Flüssen
vereinen. Kühl und feucht
ist die Luft, mit süßlichem
Geruch vermodernden
Holzes. Jeder Schritt,
jedes Geräusch wird
gedämpft durch das
überall wuchernde Grün
 

Foto: Regenurwald im Carmanah

Auch WissenschaftlerInnen sind begeistert von der Vitalität und Vielfalt der temperaten Regenwälder.
Das für die gemäßigten Breiten ungewöhnliche Vorherrschen der Nadelbäume erklären sie mit ihrer besseren Anpassung an das außergewöhnliche Klima und der Verdrängung von konkurrierenden Laubbaumarten durch die Gletschervorstöße der Eiszeiten.

 

 

Eine lange Vegetationsperiode und das seltene Auftreten von großflächigen Störungen durch Feuer oder Insekten sind Gründe für ungehindertes Wachstum über viele hundert, ja tausend Jahre. Daher ist hier die Biomasse pro Fläche größer als irgendwo sonst auf unserem Planeten.

Der hohe Anteil von Totholz und abgestorbenen Pflanzenteilen ist von entscheidender Bedeutung für die Nährstoffkreisläufe der temperaten Regenwälder.

 

Foto: Regenurwald im Boise Valley

Das langsam verrottende Holz großer Bäume bietet Nahrung und Lebensraum für Nacktschnecken, Fledermäuse, Pilze und zahllose andere Lebewesen. Gleichzeitig dient es als Wasserspeicher und "Nährmutter" für junge Bäume.

Foto: Marbled Murrelet

Marmelalk
(Marbled Murrelet)

 

 

 

In der mächtigen Rohhumusauflage des Bodens zersetzen Pilze und Bakterien die abgestorbene Biomasse und wandeln sie um in für Pflanzen verfügbare Nährstoffe.

Typisch für die Urwälder ist ein kleinräumiges Mosaik aus den vielfältigsten Lebensräumen. Die jeweiligen Artenzusammensetzungen sind abhängig von den Standortbedingungen - Bodenbeschaffenheit, Mikroklima und Exposition - und die Altersstufen der Pflanzengesellschaften (Sukzessionsstadien) variieren von Ort zu Ort. Waldboden, Stammbereich und Kronenschicht bilden die vertikale Untergliederung dieses hochkomplexen Lebensraumes. Diese Vielfalt der Lebensräume bietet ausreichend ökologische "Nischen" für hochspezialisierte Arten. Der Marmelalk etwa, eigentlich ein Seevogel, brütet hier ausschließlich auf den moosgepolsterten Ästen alter Bäume, der Pazifische Riesensalamander sucht seine Nahrung in den zahlreichen Bächen und Tümpeln, und die Rotrücken-Spitzmaus lebt ihr ganzes Leben im Kronenbereich alter Douglastannen. Viele derartige Tier- und Pflanzenarten können nur in ungestörten und intakten Wäldern leben und überleben.

Ein Urwald ist keineswegs das Endstadium eines Waldes mit überalterten absterbenden Bäumen, wie von der Holzindustrie immer gerne behauptet wird. Er befindet sich vielmehr im Gleichgewicht aus Wachstum und Zersetzung, das von der kleinräumigen Vielfalt und Dynamik aller Lebewesen getragen wird.

 

Text:  ArbeitsKreis nördliche Urwälder (AKU)    -    Fotos:  © Philipp Küchler


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