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Wildnisland Kanada

 

 

Stimmt Kanadas Landschaft bald nur noch oberhalb der Waldgrenze im Gebirge mit den Werbeprospekten überein?
Foto: Wildnis in den Coast Mountains
 


Kanada - ein Paradies für NaturliebhaberInnen und stressgeplagte UrlauberInnen. Ein Land, zutiefst beeindruckend in seiner Vielfalt der Kulturen und Naturräume. Schier endlose Urwälder, zahllose Fjorde und Seen, Wildwasserflüsse und die Abgeschiedenheit von geschäftigen Menschenmassen prägen unser Bild vom "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Doch dies ist nur die eine (glänzende) Seite der Medaille.

In den letzten Jahren erhielt Kanada, und insbesondere seine westlichste Provinz Britisch-Kolumbien, aufgrund des hemmungslosen Raubbaus an den Urwäldern des temperaten Regenwaldes den Beinamen "Brasilien des Nordens". Denn hinter der heilen Welt der Nationalparks und Wanderwege reiht sich - meist durch einen Blickschutzstreifen vor den Augen der BesucherInnen geschützt - Kahlschlag an Kahlschlag.

In Reaktion auf die nationalen und internationalen Proteste gegen den Raubbau in Britisch-Kolumbien hat die Provinzregierung inzwischen etwa 10% des Landes unter Schutz gestellt. Eine respektable Zahl, doch bleiben die Ursachen der Waldzerstörung davon weitgehend unberührt: Die Schutzgebiete befinden sich überwiegend in holzwirtschaftlich uninteressanten Gebieten.
Und: Was geschieht mit den übrigen 90% des Landes?

Unser Bild vom Urlaubsland Kanada ist geprägt von der Schönheit der Schutzgebiete. Die Natur in den National- und Provinzparks ist gerade für europäische BesucherInnen beeindruckend. Sie laden zudem zu vielen Outdoor-Aktivitäten ein und ermöglichen mit ihrer Infrastruktur an Wanderwegen und Campingplätzen ein Naturerlebnis, das viele fasziniert.

Ausserhalb der Schutzgebiete geht der großflächige Raubbau an den Urwäldern ungebremst weiter. Dies geschieht meist unbemerkt von den Reisenden und auch von der kanadischen Öffentlichkeit, denn in diesem Fall kommt die Weite des Landes den Holzkonzernen zu Hilfe: Insbesondere die noch unerschlossenen Urwaldgebiete liegen weitab der größeren Städte, sind schwer zugänglich und nicht selten nur mit Schiff oder Hubschrauber zu erreichen. Fernab von der Öffentlichkeit werden hier mit riesigen Kahlschlägen selten gewordene Urwälder abgeholzt.
Im Westen Kanadas entlang der Küste fallen die temperaten Regenwälder, im Norden werden die borealen Urwälder zerstört.

Oftmals verteilt die Provinzregierung dabei Einschlaglizenzen für Waldgebiete, für die die Landrechtsfrage ungeklärt ist:
Nach natürlichem wie internationalem Recht gehören weite Teile Britisch-Kolumbiens weiterhin den First Nations, wie sich die indianische Bevölkerung selbst nennt, denn sie haben ihr traditionelles Territorium nie an Kanada abgetreten. Dennoch vergibt die Provinzregierung großzügig Pachtlizenzen an Holzkonzerne. Beispielhaft seien hier nur die Ausverkäufe des Landes im Falle der Nuxalk Nation in Britisch-Kolumbien oder der Lubicon Cree in Alberta genannt.

Wie langwierig und schwierig der Kampf um den Erhalt der Urwälder sein kann, haben die jahrelangen gewaltfreien Auseinandersetzungen um den temperaten Regenwald im Clayoquot Sound auf Vancouver Island gezeigt. Nachdem dort nach Willen von Regierung und Holzindustrie auch die letzten intakten Täler den Kettensägen zum Opfer fallen sollten, kam 1995 ein Kompromiss zustande, der einige Täler unter Schutz stellt und in anderen die Größe der Kahlschläge reduziert.
Auch Jahre nach dieser Entscheidung wird im Clayoquot Sound weiter mit Kahlschlägen Urwald vernichtet. Hier profiliert sich besonders der Holzkonzern Interfor, der ohne Rücksicht auf Ökologie, indigene Landrechte und oft auch ohne Rücksicht auf die Bestimmungen des Forstgesetzes weiter einschlägt.

Die Teilerfolge der Umweltbewegung im Clayoquot Sound auf Vancouver Island haben zur Verlagerung der Kahlschlagaktivitäten beider Firmen in bisher unerschlossene Gebiete im Küstenregenwald des Festlandes geführt: Die Kettensägen wandern nordwärts! Dass dies keine Lösung sein kann, ist klar. Vielmehr muss eine naturverträgliche Waldnutzung entstehen, die durch Verarbeitung vor Ort Arbeitsplätze schafft und nicht wie bisher durch den Export von Rohholz den Ausverkauf der kanadischen Urwälder fördert.

 

Cartoon: Blickschutzstreifen

In vielbesuchten Tourismusgebieten sollen nach Vorgaben des Forstgesetzes sogenannte "scenic corridors" für eine optische Verschönerung sorgen und nach dem Motto "Blickschutz vor Naturschutz" die Straßen säumen. Ein schmaler Vorhang aus Bäumen soll das wahre Gesicht der kanadischen Forstwirtschaft verbergen.

Diese Blickschutz-Korridore entlang von Straßen, Wanderwegen und Küstenlinien genügen vielleicht manchen als "Urwalderlebnis", reichen aber für eine Erhaltung der Prozesse und Gleichgewichte im Ökosystem temperater Regenwald nicht aus.

 

 

 

 

Text:  ArbeitsKreis nördliche Urwälder (AKU)    -    Foto:  © Philipp Küchler    -    Grafik:  Unbekannt


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