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Eroberung des Landes der First Nations durch die Europäer

Landrechte der First Nations heute

Landabtretung an die Regierung heute

Quellen und Links
 

Landrechte der Indianer
in Kanada

"Indianer glauben gern, dass die Weißen
einfach verschwinden werden - vielleicht zu
Rauch explodieren - wenn man sie nur lange
genug ignoriert.
"

Sherman Alexie, indianischer Schriftsteller

                         
Eroberung des Landes der First Nations durch die Europäer

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Eroberung des Landes der First Nations durch die Europäer

Vor dem Eintreffen der ersten Europäer auf dem amerikanischen Kontinent herrschte sicher nicht nur Friede und Eintracht zwischen den dort lebenden Völkern. Die insgesamt sehr geringe Bevölkerungsdichte ließen kriegerisch ausgetragene Territorialkonflikte aber eher selten aufkommen. Erst nach der "Wiederentdeckung" Amerikas 1492 ging mit der Besiedelung durch die Kolonialisten eine Welle von kriegerischen Handlungen über den Kontinent, oft nur vorübergehend unterbrochen von Friedensverträgen mit einzelnen der dort lebenden Stämme. Völkermord, Vertreibungen, Deportationen und Umsiedelungen, Tod durch eingeschleppte Krankheiten begleiteten die Inbesitznahme des Landes durch die Europäer.

Aber auch die neuen Herrscher Nordamerikas kämpften miteinander um die Macht bis sich schließlich 1759 die Engländer endgültig gegenüber den die Franzosen durchsetzten.

In der "Royal Proclamation" wurden 1763 von der englischen Krone die indianischen Rechtsansprüche auf alle bis dahin nicht kolonisierten Gebiete anerkannt. In Fragen des Landbesitzes durfte ausschließlich die Krone, also indirekt die Regierung des Königreiches mit den Ureinwohnern verhandeln. In vielen Gebieten wurden Verträge abgeschlossen, in denen die Indianer ihren Anspruch auf ihr Land für einmalige Geldsummen oder Staatsrenten abtraten. Andere Gebiete wurden zu Reservaten erklärt, für die alleinige Nutzung durch die Ureinwohner, Jagd- und Fischrechte wurden vertraglich geregelt.

Das Verhältnis der Europäer zu den "First Nations" wurde durch diese Verträge entspannter und ermöglichte eine reibungslosere Erschließung des Landes.

Die "Royal Proclamation" behielt auch nach der Gründung Kanadas 1867 Rechtsgültigkeit, im Gegensatz zu in den nun von der britischen Krone unabhängigen Staaten der U.S.A.

Ein erstes "Indianer-Gesetz" (Indian Act) wurde in Kanada 1876 in Kraft gesetzt, dass die Verwaltung der in den Reservaten lebenden Indianer regelte.

Nach diesem Gesetz wurden die Indianer innerhalb ihrer Reservationsgrenzen als Minderheit anerkannt (bis 1960 ohne Staatsbürgerschaft und ohne Wahlrecht). Praktisch wurden die Indianer dem Department of Indian Affairs unterstellt, welches bevollmächtigt wurde, alles erforderliche zu tun, um die Indianer zu "zivilisieren" und in die weiße Gesellschaft zu integrieren. Etliche Versuche wurden unternommen, alle Anzeichen von indianischer Kultur zu beseitigen.

Viele Bestimmungen aus dem "Indian Act" sind bis heute noch wirksam. So werden weiterhin von der Bundesregierung die Wahlen der Stammesvertretungen (Band Councils) beaufsichtigt, das Geld der Indianer verwaltet und der Landbesitz kontrolliert.

Die Bestrebungen, die indianischen Völker in die "weiße" Gesellschaft einzugliedern, hielten auch im letzten Jahrhundert weiterhin an. So wollte Präsident Trudeau 1969 die Gleichberechtigung unter anderem durch Abschaffung des Indianerstatus und Auflösung der Reservate durchsetzen. Durch die neue Verfassung von 1982 werden inzwischen die Indianer als eigene Statusgruppe (so der Begriff in der Rechtssprechung) anerkannt. Seitdem haben im Kampf um Selbstverwaltung und Landrechte viele Aktionen der Indianer in Kanada mit mehr oder weniger Erfolg stattgefunden.

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Landrechte der First Nations heute

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Landrechte der First Nations heute

Für etwa die Hälfte der Fläche von Kanada wurden keine Abtretungsverträge geschlossen. Damit bleiben, insbesondere an der Westküste und im Norden, die Landrechte der First Nations unter der weiterhin gültigen "Royal Proclamation" von 1763 erhalten. Gemäß der Royal Proclamation kann indianisches Land nicht dritten Parteien überlassen werden, solange es vorher nicht an die Krone (bzw. heute die kanadische Bundesregierung) abgetreten oder verkauft wurde.

Eine von der kanadischen Regierung eingesetzte Kommission zu Eingeborenenfragen (Royal Commission on Aboriginal Peoples) bestätigt die substantielle Anerkennung und Schutz indianischer Landtitel. Die Rechte der First Nations können auch nicht durch Provinzgesetzgebungen aufgehoben werden. Das steht im offensichtlichen Widerspruch zur täglichen Praxis der kanadischen Bundes- und Provinzregierungen, die immer wieder an Dritte die Nutzungsrechte an nicht abgetretene Gebiete übergibt. Zumeist sind es Großkonzerne, die daran interessiert sind, schnellen Profit zu machen, indem sie die Ressourcen wie Bodenschätze oder Wälder intensiv nutzen.

Der Widerstand der First Nations gegen die wirtschaftliche Ausbeutung ihrer Territorien durch Fremdkonzerne ist in den letzten Jahren ständig gewachsen und hatte in einigen Gebieten bemerkenswerte Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. 1990 wurde der "wirtschaftliche Schaden" in British Columbia durch nicht geregelte Landbesitzansprüche auf 1 Milliarde kanadische Dollar geschätzt, entstanden durch nicht durchführbare Investitionen (Anmerkung: Der "wirtschaftliche Schaden" für die First Nation durch die Ausbeutung ihres Landes wurde noch nie berechnet). Inzwischen wird der Kampf der Indianer um Selbstbestimmung und Land nicht mehr mit kriegerischen Mitteln ausgetragen, heute äußert er sich in Gerichtsverfahren und Aktionen zivilen Ungehorsams. Die politische Organisation und das Selbstverständnis der First Nation wuchs in den Jahren stark an und zwingt die kanadische Regierung zum Handeln.

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Landabtretung an die Regierung heute

Bisher wurden in Kanada die Gerichte von Fall zu Fall um Klärung bemüht. Die Provinz British Columbia geht einen anderen Weg und versucht alle First Nations an den Verhandlungstisch zu bekommen. Provinzregierung, Bundesregierung und die indianischen Stammesverwaltungen begannen 1993 mit Vertragsverhandlungen (Treaty Process), die erneut die Landrechte, Ressourcennutzung und Selbstverwaltung regeln sollen. In einem ausgeklügelten 5 Phasen-Programm werden die Verhandlungen bis zum Vertragsabschlussgeführt.

Verhandlungskosten müssen die First Nation allerdings selbst tragen, die bei Vertragsabschluss einen großen Teil der von der Regierung gewährten Entschädigungszahlungen für die Landabtretung auffressen. Die First Nation können auch lediglich maximal 5 % ihres ursprünglichen Territoriums beanspruchen.

Von den insgesamt 197 First Nations in B.C. haben sich 60 gegen die Verhandlungen entschieden. Sie vertreten den Standpunkt über ihr Eigentum nicht verhandeln müssen. 49 First Nations sind an den Treaties beteiligt, 42 davon sind bereits in der 4. Phase angelangt, eine Nation in Phase 5.

Der Treaty Process ist das Mittel, die durch die Royal Proclamation geschützten Rechte der First Nations auszuhebeln:

"Das zugrundeliegende Ziel der Vertragsabschlüsse ist der Austausch undefinierter indianischer Rechte gegen definierte Vertragsrechte" (Royal Commission on Aboriginal People).

"49 indianische Nationen in B.C. - die 65 % der indianischen Bevölkerung, die auf Reservationen lebt, ausmachen - haben ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht, einen umfassenden modernen Vertrag zu verhandeln". (Zitat des Forstministeriums in B.C.)

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Quellen und Links

 



Quellen und Links

Gut recherchierte Dokumentation von Irene Soltwedel-Schäfer, ehemaliges MDEP:

  • "Clearcutting - Waldnutzung und Landrechte in Kanada"
    (leider nicht online erhältlich!)

Allgemeine deutschsprachige Internet-Seiten zu indigenen Völkern Nordamerikas:

Linkliste zu den eignenen Websites der einzelnen First Nations (englisch):

Landrechte und Umweltaktivismus der First Nations in British Columbia (englisch; sehr ausführlich und ständig weiter im Aufbau)

Artikel zu den Landrechts-Prozessen

Die offiziellen Seiten der Regierung Britisch Kolumbiens zu den Landrechtsverhandlungen mit den indigenen Völkern:

 

Text:  Imke Oncken, ArbeitsKreis nördliche Urwälder (AKU)  

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